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Vollständige Version anzeigen : 20. Pleisweiler Gespräch mit Dr. Heiner Flassbeck



Bonsta
25.11.2010, 17:02
Wer die Probleme unserer Zeit verstehen will, sollte den Ausführungen von Dr. Heiner Flassbeck (seit 2000 Chef-Volkwirt der UNO) lauschen:
http://www.youtube.com/watch?v=W4ED0o-mbjs&feature=mfu_in_order&list=UL

80 lohnenswerte Minuten, allerdings auch erschreckend, wie nahe am Abgrund wir tatsächlich stehen.

nethead
27.11.2010, 07:31
Danke, interessanter Vortrag.

Bonsta
27.11.2010, 14:28
Danke, interessanter Vortrag.

Das Schlimme, ja das nahezu unbegreifbare daran ist, dass heute niemand mehr versteht, was hier eigentlich gespielt wird. Es ist überhaupt nichts neues daran und eigentlich auch leicht zu durchschauen. Der Keynesianismus ist heute völlig vergessen, seit Anfang der 70er in den USA und später - ca. 1982 - in Deutschland begann man, diesen Pfad zu verlassen. Das was heute Neoliberalismus genannt wird, hat mit "Neo" überhaupt nichts zu tun. Der Keynesianismus, nach der Weltwirtschaftskrise entwickelt und ein reines Erfolgskonzept, wurde damit verdrängt. Erschreckend dabei ist, dass der Neoliberalismus heute nachweisbar gescheitert ist und trotzdem hat das die Mehrheit überhaupt noch nicht verstanden.

Nicht nur die Krise von 1929, sondern alle Finanzkrisen haben gewaltige Konsequenzen gehabt und gesellschaftliche Veränderungen nach sich gezogen. Eines dieser Veränderungen war z.B. die französische Revolution. Unsere Politiker heute drehen am Glücksrad, aber sind sich der Gefahren überhaupt nicht bewusst. Die Zeichen der Zeit stehen auf Sturm, Sarrazins Buch ist ein Indiez dafür, wo es hingehen könnte. Dem kann man nur mit Wissen begegnen, aber ich fürchte dafür ist es schon zu spät. Die Menschen haben sich ihrem Schiksal hingegeben und glauben tatsächlich, es gäbe keine Alternativen zu dieser Politik. Die Radikalisierung der Gesellschaft ist daher nur allzu logisch.

Die Vorzeichen sind derart ähnlich der Krise von 1929, dass es einem wahrhaft Angst machen kann: http://www.youtube.com/watch?v=E6QXpce6hjA

Übrigens: Adolf Hitler hatte den Keynesianismus sehr wohl verstanden, denn er hat wirtschaftspolitisch exakt nach Lehrbuch gehandelt... Sollte irgendwann heute im rechten Lager einer so schlau sein und dieses Verstehen, gnade uns Gott.

Bonsta
01.12.2010, 22:45
Hier nun die anschießende Diskussionsrunde, wie ich finde äußerst interessant:http://www.youtube.com/watch?v=HZbmQEKh6kw&feature=BF&list=PL9C8A3EDC62C1FF48&index=1

derRevisor
01.12.2010, 22:54
Das Problem scheint mir vielmehr das Geldsystem zu sein.

Laut meinem Stand ist es ein kreditbasierter Kettenbrief, der auf immer mehr Nettoneuverschuldung angewiesen ist um nicht zu implodieren. Daher kam es auch zu den Subprimekrediten, die sogar von der Clinton-Administration aktiv gewollt und gefördert wurden.

Es gilt die Devise: "Wachse oder stirb."

Der Keynesianismus ist die ideale Theorie, um diese Sachzwänge zu legitimieren und 8teilweise) zu steuern. Ich persönlich halte gar nichst davon. Der Staat sollte sich nur im Kriegsfall verschulden dürfen und sonst keinen Einfluß auf die Geldmenge nehmen.

Wir müssen das Zentralbanksystem abschaffen und durch ein nachhaltigeres Geldsystem ersetzen.

Keynesianismus und damit ZB-Klüngelei sind pure Planwirtschaft und massivst abzulehnen.

Bonsta
01.12.2010, 23:17
Das Problem scheint mir vielmehr das Geldsystem zu sein.

Laut meinem Stand ist es ein kreditbasierter Kettenbrief, der auf immer mehr Nettoneuverschuldung angewiesen ist um nicht zu implodieren. Daher kam es auch zu den Subprimekrediten, die sogar von der Clinton-Administration aktiv gewollt und gefördert wurden.

Es gilt die Devise: "Wachse oder stirb."


Das ist mehr oder weniger genau das, was heute im Finanzgeschäft passiert. Kapitalismus frisst sich, losgelassen von allen Regeln, IMMER selbst auf. Der allzu menschliche Drang dem nachzugeben - man kann mit Geld viel kaufen, auch Meinungen - führte in der Geschichte immer wieder zum Untergang ganzer Gesellschaften. Keynesianismus ist vielleicht nicht das Heil aller Dinge, aber wir müssen dringend einen Weg dahin zurück finden, bevor wir über anderes nachdenken können. Wachstum ist sicher nicht die Lösung zu allem, aber Flassbeck ersetzt dieses Wort ja auch. Ich denke, das was man heute gerne unter quallitativem Wachstum versteht, kann man damit umschreiben. Heute sind wir allerdings meilenweit von quallitativem Wachtum entfernt.

derRevisor
01.12.2010, 23:19
Das ist mehr oder weniger genau das, was heute im Finanzgeschäft passiert. Kapitalismus frisst sich, losgelassen von allen Regeln, IMMER selbst auf. Der allzu menschliche Drang dem nachzugeben - man kann mit Geld viel kaufen, auch Meinungen - führte in der Geschichte immer wieder zum Untergang ganzer Gesellschaften. Keynesianismus ist vielleicht nicht das Heil aller Dinge, aber wir müssen dringend einen Weg dahin zurück finden, bevor wir über anderes nachdenken können. Wachstum ist sicher nicht die Lösung zu allem, aber Flassbeck ersetzt dieses Wort ja auch. Ich denke, das was man heute gerne unter quallitativem Wachstum versteht, kann man damit umschreiben. Heute sind wir allerdings meilenweit von quallitativem Wachtum entfernt.

Du scheinst das Grundproblem meines Beitrags nicht zu verstehen (wobei ich nicht behaupte, dass ich das wirklich selbst tue :D )

Bonsta
01.12.2010, 23:34
Du scheinst das Grundproblem meines Beitrags nicht zu verstehen (wobei ich nicht behaupte, dass ich das wirklich selbst tue :D )

Hihi, versuchs nochmal ;)

derRevisor
01.12.2010, 23:36
Hihi, versuchs nochmal ;)

Ist schon spät, daher nur kurz und Morgen evtl. mehr.

Du siehst das Problem im Kapitalismus an sich. Ich sehe es mehr im fehlerhaften Geld- und Zentralbanksystem, welches zwangsläufig zu - mehr oder weniger zyklischen - Megacrashs führt.

nethead
01.12.2010, 23:39
Wir müssen das Zentralbanksystem abschaffen und durch ein nachhaltigeres Geldsystem ersetzen.

Das sehe ich als Laie genauso. Ich befuerchte allerdings die Zentralbanken werden sich gegen den Versuch sie zu entsorgen mit allen zur Verfuegung stehenden Mitteln zur Wehr setzen. Und das sollte einiges sein.

Letztendlich sind die Zentralbanken nichts anderes als das Machtinstrument einer kleinen Clique von Superreichen.

derRevisor
01.12.2010, 23:41
Das sehe ich als Laie genauso. Ich befuerchte allerdings die Zentralbanken werden sich gegen den Versuch sie zu entsorgen mit allen zur Verfuegung stehenden Mitteln zur Wehr setzen. Und das sollte einiges sein.

Ja, haben sie doch die gesamte Finanzwirtschaft hinter sich.

Bonsta
01.12.2010, 23:46
Ist schon spät, daher nur kurz und Morgen evtl. mehr.

Du siehst das Problem im Kapitalismus an sich. Ich sehe es mehr im fehlerhaften Geld- und Zentralbanksystem, welches zwangsläufig zu - mehr oder weniger zyklischen - Megacrashs führt.

Nee, im Kapitalismus sehe ich es nicht unbedingt. Wenn man es konkret sagen will, sehe ich das Problem im Menschen :D Wobei das auch nicht wahr ist. Der Mensch ist allerdings dazu in der Lage sich selbst und anderen derartige Schmerzen zuzufügen, dass es einem anders werden kann. Meisstens will er das gar nicht wirklich. Keine Ahnung was sich Gott mit uns gedacht hat ;)

elas
04.12.2010, 22:56
Flassbeck hat m.E. Recht.
Die realität zeigt dass wir den Vorteil unseres Exports jetzt nachträglich an die EU-Partner bezahlen.
Dann kann man gleich bessere Löhne zahlen und Deutschland macht weniger Überschüsse (wenn wir die sowieso wieder abliefern müssen)
Dann haben die deutschen Arbeitnehmer den Vorteil und nicht die Griechen mit Rente 50.