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Vollständige Version anzeigen : Glück, Vorsehung, Schicksal – was auch immer



Leila
06.11.2010, 19:11
Diesen Strang widme ich all jenen, die, wie ich, von Zweifeln zerfressen sind und dennoch ‚Gewißheiten‘ haben; all jenen also, die ihre Erkenntnisse stets bezweifeln müssen. Während des anstrengenden Lesens vieler Bücher, in denen die Geschichte längst vergangener Zeiten geschrieben steht, fragte ich mich oft, ob ich früher gelebt haben möchte. Diese sinnlose Frage beantworte ich heute mit einem entschiedenen Nein.

Nun zähle ich einiges auf, was mein Glück ausmacht:

Ich bin froh, in einem Land zu einer Zeit aufgewachsen zu sein, wo einjeder, der wollte, eine Bibliothek, eine Buchhandlung oder ein Buchantiquariat betreten durfte, um seinen Wissensdurst zu stillen.

Ich danke den Menschen dafür, die mich von Krankheiten heilten, die noch ein Jahrhundert zuvor meinen sicheren Tod herbeigeführt hätten.

Zu einer Zeit in einem Land aufgewachsen zu sein, dem zwar ein Krieg drohte – der Dritte Weltkrieg nämlich – aber kein Krieg herrschte, war ein großes Glück. Dieses Glück wünsche ich auch meinen Zeitgenossen und Nachfahren.

Mit großer Anteilnahme verfolgte ich die Entwicklung der Computerei, deren höchste Stufe das Internet ist. Obschon zur Zeit nur ein Bruchteil dessen möglich ist, das ich mir vorstellen kann und wünsche, so hoffe ich, daß die Menschen das jetzt bereits Mögliche zu ihrem Vorteil zu nutzen wissen.

Meinem seligen Vater danke ich dafür, daß er mich im Geiste des Humanismus erzog und mich vor dem religiösen Wahnsinn bewahrte.

Den Eidgenossen gebührt mein höchstes Lob und dem Vater meiner Kinder der tiefste Dank.

Leila :schweiz:

Klopperhorst
06.11.2010, 20:47
Die Welt ist voller Leid. Wer hört schon die Schreie aus den Folterkellern, wer kann die von Krankheit Zermarterten verstehen, wer zählt die ungezählten seelischen Verletzungen, zerplatzten Träume, getäuschten Hoffnungen, wer sühnt all das Unrecht, das die moralische Verkommenheit und der Egoismus der meisten Menschen vollbringt?

Diese Welt ist ein Trauerspiel, das sich elender Glückshedonismus schönredet und zum Lustspiel erhebt.

---

Leila
06.11.2010, 20:49
Ein paar Zeilen erwartete ich von Dir, lieber Klopperhorst.

Ich danke Dir für sie.

Leila

Mütterchen
06.11.2010, 21:13
Ich weiß mit Gewissheit, dass ich mit meinem Leben so, wie es bis zu diesem Punkt verlaufen ist, sehr zufrieden bin. Es gibt nichts, was ich mir unbedingt anders wünsche.
Trotzdem frage ich mich immer wieder, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, hätte ich die eine oder andere Entscheidung eben anders getroffen.

Meine Startposition war aber auch eine gute. So viele Menschen haben von Beginn an einfach keine Chance, ein einigermaßen glückliches oder zufriedenes Leben zu führen.

Leila
06.11.2010, 21:18
[…]

:bussi:

Leila
06.11.2010, 21:28
Was meine Großeltern nicht konnten: Musik ab Schallplatte hören! Ach, wie glücklich ich doch bin!

:dudel::musik::dj:

Sathington Willoughby
06.11.2010, 22:00
Die Welt ist voller Leid. Wer hört schon die Schreie aus den Folterkellern, wer kann die von Krankheit Zermarterten verstehen, wer zählt die ungezählten seelischen Verletzungen, zerplatzten Träume, getäuschten Hoffnungen, wer sühnt all das Unrecht, das die moralische Verkommenheit und der Egoismus der meisten Menschen vollbringt?
Diese Welt ist ein Trauerspiel, das sich elender Glückshedonismus schönredet und zum Lustspiel erhebt.WÄre die Welt wirklich so, wie du sie beschreibst, könnte ich jeden verstehen, der in ein paar Minuten Gückshedonismus flüchtet.
Ich bin mit meiner Zeit auch im Großen und Ganzen einverstanden (ectl. 10-20 Jahre früher geboren, aber was solls), mit der Gesellschaft, in der ich lebe, eigentlich auch. Was mich nur fuchst ist, das das kaum jemand zu würdigen weiß. Das wir vieles Gute als normal ansehen und schlechtreden.
Es gibt nich so viele FOlterkeller, nach der Krankheit kommt oft die Heilung, dann weiß man die Gesundheit zu schätzen, seelische Verletzungen liegen daran, das wir eine Seele haben und über die meisten Verletzungen hinwegkommen, nach einem kaputten Traum kommt der nächste, die Hoffnung stirbt zuletzt, Unrecht und Moral sind relativ und egoistisch ist jedes Wesen.
s kommt auf die Einstellung an: wenn man mit Zitronen beworfen wird, macht man Zitronensaft daraus, aus den Steinen, die einem im Weg liegen, baut man ein Schloss (Hab ich hier in einer Sig gesehen - wunderbarer Spruch!).
Schalte in deiner Seele ein Licht an und geh auf die Menschen mt einem Lächeln zu, und das Leben ist viel schöner!

Wenn das nicht wirkt, hilft ein pangalaktischer Donnergurgler.

Leila
06.11.2010, 22:25
Ich geriet einst in eine Sekte. Die Sektenmitglieder sangen ein Lied, dessen Tausend Strophen mit dem Wort Danke anfingen. Das Lied galt dem lieben Gott, dem für alles mögliche zu danken war. – Ich singe ein anderes Lied.


Danke dem Lebensretter meines Sohnes.
Danke dem Chirurgen meines Krebsgeschwürs.
Danke den Flugzeugmechanikern und den Piloten.
Danke dem Bäckermeister an der Ecke.
Danke meinen Freunden.
Danke dem guten Nachbarn.
Danke meinem Nächsten.
Den Menschen sei Dank,
Ihnen mein Dankeschön.

Freikorps
06.11.2010, 22:25
Ich habe in meinem Leben sehr viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen, von denen eigentlich einer für ein ganzes Leben mehr als ausreichend gewesen wäre.
Trotzdem habe ich mich immer wieder aufgerappelt und irgendwie weitergemacht.
Die Zeit heilt wirklich die meisten Wunden. Man muß Kämpfen, immer weiter kämpfen und darf sich nicht unterkriegen lassen, auch wenn das im Moment der größten Not manchmal unmöglich scheint!

Aber ich gebe Klopperhorst durchaus Recht, wenn man vom Schicksal gebeutelt ist, sieht man vieles mit anderen Augen.

Die Gier der Menschheit nach Sex, Macht und Geld erscheint einem irgendwie lächerlich. Das ständige Gequassel über jede noch so geringe Nichtigkeit der Mitmenschen geht einem auf die Nerven, man ist bestrebt sein Leben vernünftiger auszufüllen, was einem aber auch nicht immer glückt!

Klopperhorst
06.11.2010, 22:40
WÄre die Welt wirklich so, wie du sie beschreibst, könnte ich jeden verstehen, der in ein paar Minuten Gückshedonismus flüchtet....

Erstens ist die Welt genauso, nur verdrängt man das Leid, weil es einen entweder nicht selbst betrifft oder man sich die Zukunft optimistisch macht, zuwider der jetzigen Realität.

Zweitens liegt wahres Glück nur in der Selbstaufgabe, für andere oder eine höhere Idee.

Anderen zu helfen, z.B. eigene Kinder großzuziehen oder einem Freund in der Not beizustehen, das ist viel mehr Glück, als egoistischer Genuss!

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Leila
06.11.2010, 22:44
[…]

Lieber Zaphod Beeblebrox!

Die eckigen Klammern und das zwischen ihnen eingezwängte Auslassungszeichen setzte ich darum, weil Deine sinnvollen Zeilen noch nicht allzuweit oben zu lesen stehn; aber auch darum, weil ich ihren Sinn mit einem Blick erfaßte und nun auswendig weiß.

Du bist ein junger Mensch, der vor- und nachdenkt. Tue beides weiterhin und Du kannst dereinst so sprechen, wie ich: Ich hatte ein riesengroßes Glück, zusammengenommen, nicht am Stück.

Deine Dich herzlich grüßende

Leila

Leila
06.11.2010, 22:54
[…]

Zur kommenden Mitternacht ein Wort an Dich, das mir mein seliger Vater, dieser geistvolle Mensch, einprägte:


Der Friede auf Erden kommt erst dann, wenn die Menschen gelernt haben, das Gottseidank durch das Menschseidank zu ersetzen.

In diesem Sinne rufe ich Dir meinen Herzensgruß in die Nacht hinaus

Leila

Sathington Willoughby
07.11.2010, 18:33
Zweitens liegt wahres Glück nur in der Selbstaufgabe, für andere oder eine höhere Idee.
Anderen zu helfen, z.B. eigene Kinder großzuziehen oder einem Freund in der Not beizustehen, das ist viel mehr Glück, als egoistischer Genuss!
Stimmt, einer Familie, den Kindern, sollte man eine positive Stimmung mitgeben.
Und von einer totalen Selbstaufgabe halte ich nicht viel, es muss noch ein Rest von einem überbleiben, ein Rest, der sich nicht für zu groß und wichtig nimmt freilich.

Krabat
07.11.2010, 18:41
Ich geriet einst in eine Sekte. Die Sektenmitglieder sangen ein Lied, dessen Tausend Strophen mit dem Wort Danke anfingen. Das Lied galt dem lieben Gott, dem für alles mögliche zu danken war. – Ich singe ein anderes Lied.


Danke dem Lebensretter meines Sohnes.
Danke dem Chirurgen meines Krebsgeschwürs.
Danke den Flugzeugmechanikern und den Piloten.
Danke dem Bäckermeister an der Ecke.
Danke meinen Freunden.
Danke dem guten Nachbarn.
Danke meinem Nächsten.
Den Menschen sei Dank,
Ihnen mein Dankeschön.

Im Prinzip ist es so, daß Du nicht alle Tassen im Schrank hast, liebe Peel.

Leila
07.11.2010, 18:55
Vergält’s Gott, Dir gib i nüt!

Nonkonform
07.11.2010, 20:31
Kann man zu Glück,Vorsehung,Schicksal entgegensetzen:

Ursache-Wirkungsprinzip?

Oder wird das hier verurteilt?

Das ist nämlich meine Einstellung.
Alles,was im Leben geschieht oder nicht,begründet sich auf eine Ursache.

Ich glaube nicht an Zu-Fall und Schick-Sal.
Denn,ich mein,daß Einem nichts einfach zu-fällt.

Dankbarkeit empfinde auch ich.Jedoch assoziiere ich dies nicht in der Form,die Peel nennt.

Nonkonform
07.11.2010, 20:49
Zumindest gäb es die philosophische Grundlage "Kausalität",die Erörterung der Frage "Was ist Zufall" und Begriffe,wie "Willensfreiheit,Bifurkation und Indetermination"...

Aber,das ist hier wohl zu anspruchsvoll....;)