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Vollständige Version anzeigen : Christliche Philosophie von Augustinus bis Edith Stein



sisyphos
06.11.2010, 14:13
Beschäftige mich etwas, allgemein, mit Philosophie. Dabei stieß ich auf diesen Artikel, den ich euch nicht vorenthalten möchte.




[...]

Nikolaus von Kues (1401-1464) führte Eckhartsche Motive auf eine Weise weiter, an der kirchlicherseits nichts mehr zu beanstanden war. Er brachte es sogar bis zum Kardinal. Ihn interessierte weniger die Beweisbarkeit von Gottes Sein denn Gottes Seinsweise. Wenn Gott Gott ist, dann ist er derart anders als alles andere, dass er nicht einmal ein "Anderer" sein kann. Vielmehr ist er gerade das Nichtandere (non aliud) in allem. Gott ist auch nicht einfach der Größte, genauso wenig, wie er der Kleinste ist; und irgendetwas dazwischen ist er erst recht nicht. Vielmehr ist er das Ineinsfallen aller Gegensätze (coincidentia oppositorum). So kommt es zu einem Wissen über Gott, das wegen seines paradoxen Charakters zugleich ein Nichtwissen ist: docta ignorantia.
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Friedrich Heinrich Jacobi, der Glaubensphilosoph

Die europäischen Aufklärer, Engländer und Franzosen vorneweg, waren alle mehr oder weniger auch Kritiker von Religion und Kirche. Wer diesem atheistischen Mainstream philosophisch widerstand, war schnell als "Gegenaufklärer" abgestempelt. So erging es in Deutschland Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819), als er sich mit den vor allem vernunft-gläubigen Geistesgrößen seiner Zeit anlegte. Seine Pascals Logik des Herzens verwandte Glaubensphilosophie hielt er bereits gegen Kant und noch gegen dessen "Enkel" Schelling wacker aufrecht.
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Der dänische Protestant Sören Kierkegaard (1813-1855), der sich als Antipode der deutschen Idealisten sah, kann als erster Existenzphilosoph betrachtet werden; der entsprechenden Geistesströmung griff er um fast ein ganzes Jahrhundert vor. Nicht die allgemeinmenschliche Vernunft, sondern das einzelmenschliche Leben ist der Austragungsort aller Dialektik und nicht der methodische Zweifel, sondern die persönliche Verzweiflung, diese "Krankheit zum Tode", ist der Ernstfall. Bis in den Stil seines Schreibens hinein (Brief-, Tagebuchform, Pseudonyme) meidet Kierkegaard alles verallgemeinernd Lehrbuchhafte. Sein philosophisches Vorbild ist der Ironiker und den konkreten Menschen begegnende Sokrates. Und seine Kritik am Christentum ist eine Kritik von innen.
Edith Stein, die Kreuzeswissenschaftlerin

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Vollständigen Artikel auf Suite101.de lesen: Christliche Philosophie von Augustinus bis Edith Stein http://philosophen.suite101.de/article.cfm/christliche-philosophie-von-augustinus-bis-edith-stein#ixzz14VpXoG4b

sisyphos
06.11.2010, 14:19
Ziel ist jetzt nicht direkt eine Diskussion, worüber auch? Ich las den Artikel und dachte mir ich könnte die Informationen ein bisschen verteilen. Hat jemand von euch schon sich mit genannten Philosophen beschäftigt? Eventuell kann ja jemand etwas dazu schreiben. Kenne diese nur sehr oberflächlich, würde aber gern mehr erfahren. Vielleicht werde ich auch noch kurz umrissen ihre Philosophie schildern.

Freccia
12.11.2010, 11:30
Eine weitere interessante Frage: Wenn es Gott gibt, wer ist dessen Schöpfer? :]

sisyphos
12.11.2010, 14:26
Eine weitere interessante Frage: Wenn es Gott gibt, wer ist dessen Schöpfer? :]

Weshalb sollte/müsste es den geben? Da Gott, nur so ist er als Gott denkbar, zeitlos, ewig und absolut ist, bräuchte es keinen Schöpfer. Das ist also nicht das Problem. Das 'davor' ist ja nur eine menschliche Erfindung, eine Erfindung dessen nur ein sterbliches u. zugleich vernunftbegabtes, sich, was nicht unwesentlich ist, seiner eigenen Sterblichkeit bewusstes, Lebewesen bedarf. Gott ist also der ewige Urgrund.

Tantalit
12.11.2010, 14:33
Was ist wenn es keinen Gott gibt?

Trotzdem für manche bestimmt interessant.

sisyphos
12.11.2010, 14:54
Was ist wenn es keinen Gott gibt?

Nichts.

Freccia
14.11.2010, 12:36
Weshalb sollte/müsste es den geben? Da Gott, nur so ist er als Gott denkbar, zeitlos, ewig und absolut ist, bräuchte es keinen Schöpfer. Das ist also nicht das Problem. Das 'davor' ist ja nur eine menschliche Erfindung, eine Erfindung dessen nur ein sterbliches u. zugleich vernunftbegabtes, sich, was nicht unwesentlich ist, seiner eigenen Sterblichkeit bewusstes, Lebewesen bedarf. Gott ist also der ewige Urgrund.

Gott ist nur für unsere Definitionen dieser Begriffe "zeitlos, ewig und absolut". Die Macht die dieser Gott haben muss um uns erschaffen zu haben muss ja auch mal ihren Anfang gehabt haben, oder irgend ein Motiv zu existieren.

sisyphos
14.11.2010, 20:22
Gott ist nur für unsere Definitionen dieser Begriffe "zeitlos, ewig und absolut". Die Macht die dieser Gott haben muss um uns erschaffen zu haben muss ja auch mal ihren Anfang gehabt haben, oder irgend ein Motiv zu existieren.

Weshalb sollte Gott erschaffen worden sein, widerspricht das nicht den Begriff des Göttlichen? Ich selbst definiere das Göttliche als 'Nichts', gerade weil mir diese Paradoxie gefällt. Das Nichts scheint aber selbst mehr zu sein, als wir gewöhnlich darunter verstehen, es scheint eine metaphysische, transzendente Qualität zu besitzen. Wir alle sind schließlich aus dem Nichts entstanden, wurden aus einem Nichts geboren, wir alle werden dorthin heimkehren, wenn wir sterben. Dieses Nichts kennt keinen Anfang, es ist der Urquell, das absolute Potential, der Anfang aber allen Werdens ( und so wie etwas wird, impliziert es auch Zeit, erst ab da wird Logik ein Mittel - das Nichts aber steht dem gegenüber, unverständlich, scheinbar allmächtig, unantastbar - eben göttlich ) Das Nichts ist so ziemlich das Sonderbarste, was man sich denken kann.

sisyphos
14.11.2010, 20:33
Ich denke wir brauchen eine ordentliche Philosophie des Nichts. Erst wenn die Logik an ihre Grenzen stößt, wird Metaphysik sinnig. Das Nichts eben ist ein philosophisch etwas wenig thematisierter Begriff, eben weil er weltfremd ist. Das ist aber auch ein Göttliches, das eben in der Gesamtheit, um göttlich zu sein, nicht fassbar ist, eben WEIL ES NICHT IST. Das Göttliche ist also ein Nichts, nicht Seiend, dadurch zugleich reinste Existenz. Denn das Nichts ist der zeitlose Urkristall allen Lebens.

Tim&Puma_Mimi
17.11.2010, 20:48
Lies doch mal Bourdieu Pierre: Kritik der scholastischen Vernunft

Bourdieu sieht sich in diesem Buch, was die Kritik der scholastischen Vernunft angeht, in der Tradtion von Blaise Pascal.