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Vollständige Version anzeigen : Teile der SPD wollen jetzt auch die vollständige Trennung von Staat und Religion.



Unschlagbarer
20.10.2010, 18:42
Der Beitrag vom hpd (http://hpd.de/node/10485) ist lesenswert,
hier ein Ausschnitt:

"Die SPD soll sich stärker für die Trennung von Staat und Kirche einsetzen..

Weiterhin fordern die „Laizistinnen und Laizisten“ volle Arbeitnehmerrechte für die Beschäftigten der Kirchen wie in jedem anderen Tendenzbetrieb...

Zwar sollen sich auch die konfessionsfreien, humanistischen, atheistischen und agnostischen SPD-Mitglieder in der Gruppierung inhaltlich wiederfinden, gleichzeitig aber sind alle religiösen Genossinnen und Genossen, die sich einen weltanschaulich neutralen Staat wünschen, ebenso willkommen. Dementsprechend finden sich auch schon eine ganze Reihe Christen, Juden, Moslems und auch Buddhisten unter den bisherigen Unterstützerinnen und Unterstützern."
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Leila
20.10.2010, 19:10
Wenn die „Laizistinnen und Laizisten“ und „Genossinnen und Genossen“ auch noch für die Abschaffung des Genderwahnsinns in der deutschen Schrift und Sprache wären …

Bruddler
20.10.2010, 19:15
Alles nur wieder Stimmenfang Marke SPD ....

Unschlagbarer
20.10.2010, 19:19
Alles nur wieder Stimmenfang Marke SPD .... Das glaube ich in dem Fall nicht. Ich denke, dass der Druck zur tatsächlichen Trennung nicht unbedeutend ist.

Hast du dir mal den Artikel durchgelesen, Seekuh? So lang ist der ja nicht, aber vorerst das erste, was zu finden war.
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Leila
20.10.2010, 19:23
Ganz anders, als sie sich der Einsiedler von Sils Maria vorstellte, findet sie heute statt, die Umwertung aller Werte.

Unschlagbarer
20.10.2010, 19:29
Wenn die „Laizistinnen und Laizisten“ und „Genossinnen und Genossen“ auch noch für die Abschaffung des Genderwahnsinns in der deutschen Schrift und Sprache wären …Wenn du meinst, werte Userin Peel, dann werden einige User und Userinnen bzw. Foristen und Foristinnen, sowie auch alle Floristen und Floristinnen, aber auch alle Schweizer Väter und Mütter (http://bertjensen.info/die-schweiz-und-der-gender-wahnsinn/) aufatmen.
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Unschlagbarer
20.10.2010, 19:31
Ganz anders, als sie sich der Einsiedler von Sils Maria vorstellte, findet sie heute statt, die Umwertung aller Werte.Die Nähe von Staat und Kirche ist kein Wert, den es zu erhalten gilt. Ab in die historische Mülltonne, und zwar weltweit.
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Bruddler
20.10.2010, 19:33
Das glaube ich in dem Fall nicht. Ich denke, dass der Druck zur tatsächlichen Trennung nicht unbedeutend ist.

Hast du dir mal den Artikel durchgelesen, Seekuh? So lang ist der ja nicht, aber vorerst das erste, was zu finden war.
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Ich kann mir nicht helfen, aber bei jedem Vorschlag (Versprechen) der von der SPD stammt, bekomme ich Bauchschmerzen ! :rolleyes:

Unschlagbarer
20.10.2010, 19:39
Ich kann mir nicht helfen, aber bei jedem Vorschlag (Versprechen) der von der SPD stammt, bekomme ich Bauchschmerzen ! :rolleyes:Geht's dir besser, wenn Leute von der FDP oder der CDU was sagen?

Diese Forderung wird auch von Religiösen unterstützt. Es wäre auch eine viel klarere Linie möglich. Die Religiösen machen ihren Kram, andere haben damit nichts zu tun. Es gibt eben sowas und fertig. Religöser Glaube ist nur ein Bekenntnis zu sowas, mehr nicht. Alles was die Kirchen, die Gläubigen mit ihrem Glauben verbinden, gilt nur für sie, nicht für die Allgemeinheit.

Diese normale Tatsache kann sich viel besser durchsetzen, wenn die Trennung endlich klar vollzogen wird. Und ich will mal prophetisch behaupten, irgendwann wird das auch passieren.
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Erik der Rote
20.10.2010, 19:45
da kommt die SPD über hundert JAhre zu spät eine Trennung von Kirche und Staat gibt es in Deutschland schon lange !

Leila
20.10.2010, 20:08
da kommt die SPD über hundert JAhre zu spät eine Trennung von Kirche und Staat gibt es in Deutschland schon lange !

Paß nur auf! Demnächst entdecken die SPD-Bonzen die Arbeiter …

GSch
20.10.2010, 20:13
In dem Text sind aber noch eine ganze Reihe untragbarer Fehler drin. Empörend. Hier mal ein paar Vorschläge von mir.


...
Zwar sollen sich auch die konfessionsfreien, humanistischen, atheistischen und agnostischen SPD-Mitglieder und Mitgliederinnen in der Gruppierung inhaltlich wiederfinden, gleichzeitig aber sind alle religiösen Genossinnen und Genossen, die sich einen weltanschaulich neutralen Staat wünschen, ebenso willkommen. Dementsprechend finden sich auch schon eine ganze Reihe Christen und Christinnen, Juden und Jüdinnen, Moslems und Musliminnen und auch Buddhisten und Buddhistinnen unter den bisherigen Unterstützerinnen und Unterstützern."
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GSch
20.10.2010, 20:16
da kommt die SPD über hundert JAhre zu spät eine Trennung von Kirche und Staat gibt es in Deutschland schon lange !

Stimmt nicht. 1803 wurde säkularisiert, aber nicht getrennt. Auch 1919 wurde zwar die Staatskirche abgeschafft, aber eine klare Trennung nach dem Muster der USA oder Frankreichs gab es nicht. Man nennt das "hinkende Trennung".

Unschlagbarer
20.10.2010, 20:21
da kommt die SPD über hundert JAhre zu spät eine Trennung von Kirche und Staat gibt es in Deutschland schon lange !Du hast einfach keine Ahnung, was wirklich los ist im Staate. Informiere dich mal besser, bevor du hier so falsche Losungen von dir gibst.

In einem andern Thema hat mal jemand alles aufgelistet, was nicht getrennt ist, das gibt locker eine ganze Seite von Stichpunkten.

Hier seien nur mal paar genannt:

Religionsunterricht in staatlichen Schulen,
Einziehung der Kirchensteuer durch die Regierung,
Finanzierung der Kirchen, auch deren Bonzen, mit jährlich eta 14 Mrd Euro,
Staatliche Priesterausbildung,
Gott im Grundgesetz der BRD,
u.v.a.m.

Lies dich einfach mal ein bisschen durch, etwa HIER. (http://theologe.de/kirche_staat.htm)
Zitat daraus:

"Die CDU sei nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet worden
und auch aus der Erkenntnis entstanden, dass die christlichen Konfessionen
in einer Partei zusammenarbeiten müssten". Dies war unübersehbarer ein Schritt in Richtung "Staatskirche Christentum".
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Unschlagbarer
20.10.2010, 20:25
Stimmt nicht. 1803 wurde säkularisiert, aber nicht getrennt. Auch 1919 wurde zwar die Staatskirche abgeschafft, aber eine klare Trennung nach dem Muster der USA oder Frankreichs gab es nicht. Man nennt das "hinkende Trennung".Richtig. Man kann auch von einem katholischen Reiter sprechen, der dem Staatspferd Deutschland die Gerte gibt und es nach seiner Pfeife tanzen lässt.

Zitat aus theologe.de (http://theologe.de/kirche_staat.htm):

"Die Staaten sind mit einem Ross zu vergleichen. An seiner Mähne und seinem Schweif hängen die Völker. Die Völker füttern das Ross. Doch auf dem Ross sitzt auch ein Reiter mit einer Maske, der Einfluss auf das Ross nimmt und es zu lenken versucht. Die Völker füttern auch diesen Reiter, so dass es dem Reiter gut geht. Immer weniger jedoch den Völkern. Und wie geht es für sie weiter? Wohin werden sie vom Reiter mit der Maske gelenkt? Die nahe Zukunft wird es zeigen. Wenn das Ross und die Völker in seiner Mähne und in seinem Schweif den Reiter nicht abschütteln, werden sie in Kürze dorthin fallen, wohin der Reiter sie unmerklich lenkt. Schütteln sie den Reiter jedoch ab, dann müsste dieser lernen, zu Fuß zu gehen und von seiner Substanz zu leben. Und das ist immer noch mehr als genug. Und das Ross und die Völker hätten vielleicht noch eine Chance."
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GSch
20.10.2010, 21:28
Man kann auch von einem katholischen Reiter sprechen, der dem Staatspferd Deutschland die Gerte gibt und es nach seiner Pfeife tanzen lässt.

Die protestantischen Kirchen haben auf diesem Instrument genau so virtuos gespielt wie die katholische.

GSch
20.10.2010, 21:41
In einem andern Thema hat mal jemand alles aufgelistet, was nicht getrennt ist, das gibt locker eine ganze Seite von Stichpunkten.

Hier seien nur mal paar genannt:

Religionsunterricht in staatlichen Schulen,
Einziehung der Kirchensteuer durch die Regierung,
Finanzierung der Kirchen, auch deren Bonzen, mit jährlich eta 14 Mrd Euro,
Staatliche Priesterausbildung,
Gott im Grundgesetz der BRD,
u.v.a.m.

Einige dieser Dinge gehen immer noch auf den Reichsdeputationshauptschluss (herrliches Wort) von 1803 zurück, als man den Kirchen als Ausgleich für die Säkularisierung gewisse Leistungen versprach. Ein Dauerzustand sollte das eigentlich nicht sein. In der Weimarer Verfassung von 1919 war die Absicht enthalten, das neu zu regeln. Geschehen ist es nie.

Ein paar Bemerkungen zu den Einzelpunkten:
- die staatlichen Leistungen z. B. stammen noch von 1803
- der Kirchensteuereinzug ist eine Dienstleistung, die sich das Finanzamt bezahlen lässt; ich glaube, es kassiert 2 %.
- der Gottesbezug im Grundgesetz hat eigentlich damit nichts zu tun; er soll eher ausdrücken, dass es Normen gibt, die noch über einer Verfassung stehen ("überpositive" Normen nennt man das). Mit dem Rechtspositivismus, der Gesetz und Recht gleichsetzte, hatte man ja keine guten Erfahrungen gemacht. Gesetzlich war bei den Nazis alles in bester Ordnung gewesen.



"Die CDU sei nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet worden und auch aus der Erkenntnis entstanden, dass die christlichen Konfessionen in einer Partei zusammenarbeiten müssten". Dies war unübersehbarer ein Schritt in Richtung "Staatskirche Christentum".

Hier ging es aber weniger um die Zusammenarbeit mit den Kirchen, sondern darum, dass sich die konservativen Politiker nicht wieder nach Konfessionen aufspalten wollten. Früher wählte man ja als Katholik das Zentrum, wehe wenn nicht. Für Protestanten kam das nicht in Frage. Mit der Gründung der CDU wollte man diese Trennung überwinden. Der richtige Proporz zwischen Katholiken und Protestanten ist bei denen immer noch eine hoch wichtige Angelegenheit.

Eine Staatskirche gibt es natürlich seit 1919 nicht mehr. Und heute ist es auch längst nicht mehr so wie noch vor einigen Jahrzehnten, als nahezu jeder entweder evangelisch oder katholisch war, wenn er nicht gerade Furuhama oder Özdemir oder Rhadakrishnan hieß. Ich kann von einem heimlichen Zug in Richtung auf eine Rechristianisierung oder Rekonfessionalisierung Deutschlands nichts sehen - eher im Gegenteil. Erstaunlich viele Leute wissen gar nicht, was denn eigentlich zu Weihnachten (nominell) gefeiert wird, bei Ostern sind es noch weniger - von Pfingsten wollen wir mal lieber überhaupt nicht anfangen.

Unschlagbarer
21.10.2010, 10:00
Einige dieser Dinge gehen immer noch auf den Reichsdeputationshauptschluss (herrliches Wort) von 1803 zurück, als man den Kirchen als Ausgleich für die Säkularisierung gewisse Leistungen versprach. Ein Dauerzustand sollte das eigentlich nicht sein. In der Weimarer Verfassung von 1919 war die Absicht enthalten, das neu zu regeln. Geschehen ist es nie...

Hier ging es aber weniger um die Zusammenarbeit mit den Kirchen, sondern darum, dass sich die konservativen Politiker nicht wieder nach Konfessionen aufspalten wollten. Früher wählte man ja als Katholik das Zentrum, wehe wenn nicht. Für Protestanten kam das nicht in Frage. Mit der Gründung der CDU wollte man diese Trennung überwinden. Der richtige Proporz zwischen Katholiken und Protestanten ist bei denen immer noch eine hoch wichtige Angelegenheit.Eigentlich widerspricht es doch sogar dem GG, wenn eine Partei, die sich einer Religion verpflichtet fühlt, die Regierungsgewalt hat, oder? Wie sollte da eine 100%ige Glaubensfreiheit gewährleistet werden, vor allem für Leute, die sich nicht zu dieser (einen) Religion bekennen?

Die Folgen sind ja genau die Kritiken an den immer wieder religiösen Äußerungen solcher Parteipolitiker abzulesen, ich brauch sie nicht aufzuzählen, jeder weiß, was gemeint ist.
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GSch
21.10.2010, 17:48
Eigentlich widerspricht es doch sogar dem GG, wenn eine Partei, die sich einer Religion verpflichtet fühlt, die Regierungsgewalt hat, oder? Wie sollte da eine 100%ige Glaubensfreiheit gewährleistet werden, vor allem für Leute, die sich nicht zu dieser (einen) Religion bekennen?

Es liegt im Wesen einer Partei, dass sie niemals für alle Leute da ist, sondern eine ganz bestimmte Richtung und die Interessen von ganz bestimmten Gruppen vertritt. Das geht schon aus dem Begriff hervor. (Ausnahmen von dieser Regel wären höchstens Einheitsparteien, aber das will wohl keiner.) Die heutigen großen Volksparteien versuchen zwar, auf möglichst große Teile der Bevölkerung anziehend zu wirken, aber dafür zahlen sie den Preis der politischen Beliebigkeit. Wenn dir einer sagt, dass er in der (CDU/SPD, egal) ist, weißt du noch lange nicht, wie er denkt.

Um auch die Rechte der anderen Leute zu gewährleisten, dazu gibt es ja die Verfassung und die übrigen Gesetze, in denen diese Rechte garantiert werden. Wer die Macht hat, der kann sie eben nicht schrankenlos zur Befriedigung seiner eigenen Klientel nutzen. Macht gibt es ja in der Demokratie sowieso nur auf Zeit, und wenn sich der Verdacht des Missbrauchs breit macht, kann diese Zeit recht kurz sein.

Unschlagbarer
22.10.2010, 09:42
Wie die Trennung des Staates von der Kirche aussieht, kann man derzeit wieder in Polen beobachten. Das Parlament wird über die In-vitro-Fertilisation beraten und abstimmen, weil es derzeit keine gesetzliche Grundlage dafür gibt. Sie gibt Paaren mit Kinderwunsch auch dann eine Perspektive, wenn einer der beiden Partner unfruchtbar ist. Immerhin gilt dies in Europa für zehn bis 15 Prozent aller Ehepaare. (Berliner Morgenpost)

Die polnische katholische Kirche erpresst katholische Volksvertreter, sie zu exkommunizieren, falls sie nicht im Sinne der katholischen Politik abstimmen. Ein ziemlich lächerlicher Akt der versuchten Einflussnahme auf die staatliche Politik eines demokratischen Landes. Wer sich davon beeindrucken lässt, hat die Bezeichnung "Volksvertreter" nicht verdient.
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-jmw-
22.10.2010, 12:10
Ist es nicht gerade im Sinne der Trennung von Staat und Kirche, wenn der Verein Kirche deutlich sagt, dass er jemanden ausschliesst, wenn er gegen die Vereinsinteressen handelt?
Machen Hundezüchtervereine oder Fussballvereine ja auch nicht anders, oder?
Und im Sinne der Trennung von Staat und Kirche haben sie alle das Recht, ihre Meinung zu sagen zu jedem Thema.

-jmw-
22.10.2010, 12:14
Eigentlich widerspricht es doch sogar dem GG, wenn eine Partei, die sich einer Religion verpflichtet fühlt, die Regierungsgewalt hat, oder? Wie sollte da eine 100%ige Glaubensfreiheit gewährleistet werden, vor allem für Leute, die sich nicht zu dieser (einen) Religion bekennen?
Das gilt aber nicht nur für Religionen, sondern analog für alle anderen Glaubenssysteme und Weltanschauungen auch.

Es gibt viele, viele Menschen auf der Welt, die Hinduismus für Humbug halten und sich eine hinduistische Politik verbäten.
Es gibt aber auch viele, viele Menschen auf dieser Welt, eine den Marxismus oder den Logischen Empirismus oder die Idee der Menschenrechte für Humbug halten.
Doch wenn wir all das aus der Politik herausnehmen, was bleibt dann noch übrig?

Unschlagbarer
22.10.2010, 16:22
Ist es nicht gerade im Sinne der Trennung von Staat und Kirche, wenn der Verein Kirche deutlich sagt, dass er jemanden ausschliesst, wenn er gegen die Vereinsinteressen handelt?
Machen Hundezüchtervereine oder Fussballvereine ja auch nicht anders, oder?
Und im Sinne der Trennung von Staat und Kirche haben sie alle das Recht, ihre Meinung zu sagen zu jedem Thema.Ja sicher, nur ist das nicht die Sachlage. Der polnische Sejm ist nicht Mitglied des "Vereins katholische Kirche", sondern er soll alle Bürger Polens vertreten. Und die gewählten Vertreter darf keiner versuchen zu erpressen. Sowas ist sogar strafbar, denke ich. Wäre ich polnischer Justizminister, würde ich die polnische katholische Kirche deshalb verklagen, mindestens jedoch diejenigen Pfaffen, die sowas tun.
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Unschlagbarer
22.10.2010, 16:30
Das gilt aber nicht nur für Religionen, sondern analog für alle anderen Glaubenssysteme und Weltanschauungen auch.

Es gibt viele, viele Menschen auf der Welt, die Hinduismus für Humbug halten und sich eine hinduistische Politik verbäten.
Es gibt aber auch viele, viele Menschen auf dieser Welt, eine den Marxismus oder den Logischen Empirismus oder die Idee der Menschenrechte für Humbug halten.
Doch wenn wir all das aus der Politik herausnehmen, was bleibt dann noch übrig?Du hast mich überzeugt. Der Hintergrund ist wahrscheinlich immer wieder die versuchte bzw. angestrebte Obermacht, die historisch bedingte Sonderstellung des christlichen Glaubens im dt. Volk. Es war ja sogar mal sowas wie die Staatsreligion hierzulande, es gibt sog. "Amtskirchen" etc.

Wäre das Christentum nur eine kleine Interessengemeinschaft, ein Kaninchenzüchterverein od. ä., würde sich niemand anderer dran stören.
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hephland
22.10.2010, 16:36
da kommt die SPD über hundert JAhre zu spät eine Trennung von Kirche und Staat gibt es in Deutschland schon lange !

das ist falsch.
wer bezahlt die bischöfe?
wer bezahlt die ausbildung des propagandapersonals?

richtig: der staat.

-jmw-
22.10.2010, 17:20
Ja sicher, nur ist das nicht die Sachlage. Der polnische Sejm ist nicht Mitglied des "Vereins katholische Kirche", sondern er soll alle Bürger Polens vertreten. Und die gewählten Vertreter darf keiner versuchen zu erpressen. Sowas ist sogar strafbar, denke ich. Wäre ich polnischer Justizminister, würde ich die polnische katholische Kirche deshalb verklagen, mindestens jedoch diejenigen Pfaffen, die sowas tun.
Nix gut!

Nehmen wir mal einen anderen Verein: "Gegen Nazis e.V.".
Deren stellv. Vorsitzender ist gleichzeitig Mitglied der SPD in Sachsen, schmeisst eines Tages sein Parteibuch hin und wechselt zur NPD-Fraktion.
Und dann droht ihm "Gegen Nazis e.V.", der Verein werde ihn rausschmeissen, wenn er bei der NPD bleibt.
Eine Drohung?
Ja, sicher!
Gerechtfertigt?
Ja, sicher!
Selbst dann, wenn der Mann nachwievor gegen Nazis ist und in der NPD das nationalkonservative und national-freiheitliche Element stärken möchte.

Zweiter Punkt:
Wenn ein Parlamentarier Katholik ist, dann hält er bestimmte Sache für wahr oder richtig, andere für schlecht oder falsch, dies in Übereinstimmung mit der Kirche.
Und dann kann sogar ich als Nichtkatholik m.E. erwarten, dass er im Parlament entsprechend handelt!
Die Kirche erinnert ihn nur daran, wie er handeln soll als Katholik.
Denn eines ist klar: Privat in der Kirche A für eine Tatsache zu halten und beruflich im Parlament B ungleich A für eine Tatsache zu halten, das geht nur sehr, sehr schlecht.

Sauerländer
22.10.2010, 17:42
Wie die Trennung des Staates von der Kirche aussieht, kann man derzeit wieder in Polen beobachten. Das Parlament wird über die In-vitro-Fertilisation beraten und abstimmen, weil es derzeit keine gesetzliche Grundlage dafür gibt. Sie gibt Paaren mit Kinderwunsch auch dann eine Perspektive, wenn einer der beiden Partner unfruchtbar ist. Immerhin gilt dies in Europa für zehn bis 15 Prozent aller Ehepaare. (Berliner Morgenpost)

Die polnische katholische Kirche erpresst katholische Volksvertreter, sie zu exkommunizieren, falls sie nicht im Sinne der katholischen Politik abstimmen. Ein ziemlich lächerlicher Akt der versuchten Einflussnahme auf die staatliche Politik eines demokratischen Landes. Wer sich davon beeindrucken lässt, hat die Bezeichnung "Volksvertreter" nicht verdient.
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Inwiefern ist das jetzt Ausdruck einer Nichttrennung von Staat und Kirche?
Haben die polnischen Bischöfe ein rechtliches Vetorecht, von dem sie Gebrauch machen, oder irgendeine sonstige weltliche unmittelbare Durchsetzungsmacht?

Wenn sie die hätten, wäre ja ein solches Theater völlig überflüssig. Dann würde einfach der Antrag eingebracht, und, sagen wir, der Erzbischof von Warschau, selbstverständlich mit permanentem Sitz im Parlament, würde aufstehen und sagen: "Neh, gibbet nicht, is gegen unsere Regeln, Antrag abgelehnt." Und es käme gar nicht erst zu einer Debatte bzw Abstimmung.

So isses aber nunmal in keiner Weise.
Wir gehen das mal abstrakt an: Die Kirche ist da bloß ein Verein, wie es viele gibt
Damit man exkommuniziert werden kann, muss man überhaupt erstmal Mitglied sein. Niemand zwingt einen, Mitglied zu sein, zu werden oder zu bleiben. Mitgliedschaft impliziert ein Ja zur "Vereinssatzung" zumindest der Tendenz nach und in wichtigen Fragen. (Strenggenommen sogar durchgehend).
Und alles, was sie machen, ist zu verkünden: Hier wird etwas erwogen, was dem Geiste unseres Vereins widerspricht. Wer bei uns Mitglied ist, unterliegt als Mitglied aber nunmal aus freien Stücken diesen Regeln. Wir sehen uns daher gezwungen, Mitglieder, die wissentlich gegen wesentliche dieser Regeln und damit Geist und Sinn des Vereins verstoßen und davon auch auf Ermahnung hin nicht ablassen, auszuschließen.
Mehr nicht.
Dieses souveräne Recht hat jeder Verein.

Wenn diese Leute eh nicht glauben, dass die Vereinssatzung stimmt, und deshalb diese Regeln brechen, haben sie ja aus ihrer Sicht auch nichts zu befürchten.
Mit einer Ausnahme:
Wir nehmen einmal an, in einer Kleinstadt sind alle wesentlichen Leute in einem Schützenverein organisiert oder zumindest mit irgendwem befreundet, der da drin ist. Nun hat die Stadt einen neuen Bürgermeister - und weil nunmal dieser Verein für sein Wahlvolk derart bedeutend ist, hat auch er es sich nicht nehmen lassen, da einzutreten. Und nachdem er nun gewählt ist, erklärt er irgendwann in aller Öffentlichkeit, grundsätzlich gegen privaten Waffenbesitz aller Art zu sein und diese Gefahrenquelle am liebsten umgehend beseitigt sehen zu wollen.
Ja, er hat jetzt eine gute Chance, dass der Verein ihn nach einigem Hin und Her ausschließt - und dass sich seine Chancen auf Wiederwahl in Rauch aufgelöst haben. Na und? Gibt es ein Recht auf Wiederwahl? Gibt es ein Recht darauf, dass den Leuten diese spezielle Frage egal zu sein hat?

Was du also letztlich wirklich anprangerst, ist die immer noch durchaus politisch relevante Menge an Leuten, die aus freien Stücken diesem Verein angehören, und dadurch, dass sie potentiell ein entsprechendes Wahlverhalten an den Tag legen, ihre demokratische Partizipation am Staat mit anderen Inhalten füllen, als du sie sehen willst.
Das hat nix mit der Trennung von Kirche und Staat zu tun, sondern damit, dass du willst, dass Religion niemandes Denken und Handeln bestimmen sollte, ja wir am besten alle Atheisten werden sollten.
Pech gehabt - das wird nix. :)


(EDIT: Sehe gerade, dass -jmw- im Grunde schon Ähnliches schrieb. Also nur zweiter Sieger...)

Sauerländer
22.10.2010, 17:46
Wäre das Christentum nur eine kleine Interessengemeinschaft, ein Kaninchenzüchterverein od. ä., würde sich niemand anderer dran stören.
.
Jaja, wenn die Leute freiwillig zu jemand anderem laufen als einem selbst, kann das sehr nerven, das kann ich durchaus nachfühlen. ;) :D

-jmw-
22.10.2010, 17:46
Du hast mich überzeugt.
Öhm...
Ja, 'kay, das ist gut! :D


Der Hintergrund ist wahrscheinlich immer wieder die versuchte bzw. angestrebte Obermacht, die historisch bedingte Sonderstellung des christlichen Glaubens im dt. Volk. Es war ja sogar mal sowas wie die Staatsreligion hierzulande, es gibt sog. "Amtskirchen" etc.

Wäre das Christentum nur eine kleine Interessengemeinschaft, ein Kaninchenzüchterverein od. ä., würde sich niemand anderer dran stören.
Stimmt wohl.
Dann aber gäbe es sicher andere "Glaubensrichtungen", seien es religiöse, philosophische, wissenschaftliche, politisch-ökonomische, die ihre Interessen durchzusetzen versuchen.
Sowas bleibt nie aus.

Was man tun kann, ist freilich, den Umfang der Staatstätigkeit zu reduzieren:
Bei einer Staatsquote von 50 Prozent kann man sich 'türlich viel besser einmischen, als in einem liberalen Staat mit einer Staatsquote von meinetwegen 15 Prozent.

Sauerländer
22.10.2010, 17:50
Was man tun kann, ist freilich, den Umfang der Staatstätigkeit zu reduzieren:
Bei einer Staatsquote von 50 Prozent kann man sich 'türlich viel besser einmischen, als in einem liberalen Staat mit einer Staatsquote von meinetwegen 20 Prozent.
Den fände unser Unsäglicher vermutlich genauso mistig, wenn das eine relevante Anzahl an Menschen aus freien Stück was gänzlich anderes praktiziert als progressivistischen Atheismus. Wahrscheinlich sogar noch mistiger, denn der rhetorische Kniff des Vorwurfs der staatlichen Bevorzugung würde da immer schlechter funktionieren. :D

sisyphos
22.10.2010, 18:01
Zu begrüßen. Auch wenn die SPD nur mal wieder künstlich progressive Inhalte schafft, um dann anschließend den alten Kurs weiterzufahren. Ich sehe da schwarz. ; )

-jmw-
22.10.2010, 18:05
Also nur zweiter Sieger...
Dabeisein ist alles...

Sauerländer
22.10.2010, 18:09
In mancherlei Hinsicht wäre eine vollständige Trennung wohl auch kirchlicherseits begrüßenswert. Wenn zum Beispiel der Staat mit Priesterausbildung nichts mehr zu tun hat, kann das angesichts dessen, wer so an relevanten Stellen dieses Staates sitzt, eigentlich nur von Vorteil sein.
Wenn es keinen Religionsunterricht mehr an staatlichen Schulen gibt, entfällt das weichgespülte "Irgendwie haben ja alle gleichermaßen Recht", zu dem dieser Unterricht unter unserer progressiven Obrigkeit vielfach verkommen ist.
Abgewehrt werden müsste dann nur der Versuch, stattdessen einen verpflichtenden Ethikunterricht (oder wie auch immer die das dann nennen wollen) zu etablieren. Die religiöse Unterweisung der nachrückenden Generation in Eigenregie könnte wesentlich eher eine klare Linie ohne alle möglichen Zugeständnisse an den Zeitgeist ermöglichen.

-jmw-
22.10.2010, 18:19
Den fände unser Unsäglicher vermutlich genauso mistig, wenn das eine relevante Anzahl an Menschen aus freien Stück was gänzlich anderes praktiziert als progressivistischen Atheismus. Wahrscheinlich sogar noch mistiger, denn der rhetorische Kniff des Vorwurfs der staatlichen Bevorzugung würde da immer schlechter funktionieren. :D
Nun, da trennt sich dann der Weizen von der Spreu, nicht wahr?
Form vs. Inhalt, Weg vs. Ziel, Ergebnis vs. Methode.
Gilt nicht nur, aber eben auch, für Liberale.


Und apropos Liberale und Kirche:
Man muss sich dies mal klarmachen, dass nämlich der Vatikan der liberalste Staat der Welt ist: Alles Freiwillige dort!

Sauerländer
22.10.2010, 18:29
Nun, da trennt sich dann der Weizen von der Spreu, nicht wahr?
Form vs. Inhalt, Weg vs. Ziel, Ergebnis vs. Methode.
Gilt nicht nur, aber eben auch, für Liberale.
Ich halte das für die übliche Lage der Dinge.
Wäre ich auch nur im Ansatz der Ansicht, eine deutliche Mehrheit der Leute in der Gesellschaft, in der ich lebe, würden sich, die Abwesenheit von Zwang jeglicher Art vorausgesetzt, halbwegs so verhalten, wie es in meinen Augen wünschenswert wäre - wäre ich mit Sicherheit Anarchist oder zumindest etwas dem sehr nahe kommendes.
Da ich aber gegenwärtig weitaus eher davon überzeugt bin, dass, diese Freiheit einmal gesetzt, eine beträchtliche Mehrheit dieser Menschen sich eher noch weitaus minderwünschenswerter verhalten würden, bin ich vorerst eher etwas dem sehr, sehr fernstehendes. :D

Und ich schätze mal, dass die Zahl der Leute, die wirklich ernsthaft die Freiheit anderer Menschen, sich aus ihrer Sicht falsch zu verhalten, nicht nur hinnehmen, sondern gar aktiv fordern, ja sich womöglich mit Aufwand dafür einsetzen würden, zu keinem Zeitpunkt sonderlich groß war, es gegenwärtig nicht ist und es auch nie sein wird.

Und apropos Liberale und Kirche:
Man muss sich dies mal klarmachen, dass nämlich der Vatikan der liberalste Staat der Welt ist: Alles Freiwillige dort!
Ich wollte erst sagen, dafür sei er ja auch eher ein recht kleiner Staat. Aber dann entsann ich mich, dass auch das ja im libertären Sinne durchaus begrüßenswert ist.

Unschlagbarer
22.10.2010, 18:30
Den fände unser Unsäglicher vermutlich genauso mistig, wenn das eine relevante Anzahl an Menschen aus freien Stück was gänzlich anderes praktiziert als progressivistischen Atheismus. Wahrscheinlich sogar noch mistiger, denn der rhetorische Kniff des Vorwurfs der staatlichen Bevorzugung würde da immer schlechter funktionieren.Reduzieren der Staatsquote reicht nicht. Erst wenn die Kirchen wie Kaninchenzüchter- oder Kleingartenvereine oder wie andere Interessengemeinschaften behandelt werden, und zwar in jeder Beziehung, ist Gleichheit hergestellt.

Im Übrigen musste ich grad Sauerländisch aufstoßen.
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Sauerländer
22.10.2010, 18:38
Reduzieren der Staatsquote reicht nicht. Erst wenn die Kirchen wie Kaninchenzüchter- oder Kleingartenvereine oder wie andere Interessengemeinschaften behandelt werden, und zwar in jeder Beziehung, ist Gleichheit hergestellt..
Willst du mir also sagen, dass du kein Problem damit hättest, etwa eben einen Vorgang zu beobachten, bei dem möglicherweise das Risiko, exkommuniziert zu werden, bereits an sich selbst oder zumindest im Hinblick darauf, dass einen das Stimmen kosten könnte, das Verhalten eines Parlamentariers beeinflusst, kein Problem hättest, sofern keine Knete irgendeiner Form mehr vom Staat in Richtung Kirche fließt, es keinen staatlichen Religionsunterricht gibt, die Kirche die Priesterausbildung selber stemmen muss, in keiner staatlichen Schule mehr ein Kreuz hängt usw ? Dass du es akzeptieren würdest, wenn, einzig und allein deshalb, weil eine ausreichende Zahl an Menschen sich aus freien Stücken zu diesem speziellen Verein bekennt und/oder der Abgeordnete seinem Gewissen verpflichtet ist, entsprechende Entscheidungen zustande kämen? Dass der "Verein" als solcher öffentlich verkündet, wie seine Position zu bestimmten Fragen aussieht?

Unschlagbarer
22.10.2010, 19:07
Willst du mir also sagen, dass du kein Problem damit hättest, etwa eben einen Vorgang zu beobachten, bei dem möglicherweise das Risiko, exkommuniziert zu werden, bereits an sich selbst oder zumindest im Hinblick darauf, dass einen das Stimmen kosten könnte, das Verhalten eines Parlamentariers beeinflusst, kein Problem hättest, sofern keine Knete irgendeiner Form mehr vom Staat in Richtung Kirche fließt, es keinen staatlichen Religionsunterricht gibt, die Kirche die Priesterausbildung selber stemmen muss, in keiner staatlichen Schule mehr ein Kreuz hängt usw? Dass du es akzeptieren würdest, wenn, einzig und allein deshalb, weil eine ausreichende Zahl an Menschen sich aus freien Stücken zu diesem speziellen Verein bekennt und/oder der Abgeordnete seinem Gewissen verpflichtet ist, entsprechende Entscheidungen zustande kämen? Dass der "Verein" als solcher öffentlich verkündet, wie seine Position zu bestimmten Fragen aussieht?Ich hatte in meinem Leben bis zur Vereinigung mit dem Westen kein Problem mit Kirche oder Religion. Obwohl christliche Erziehung recht massiv an mir ausprobiert wurde (ich erlebte sogar Religionsunterricht in den ersten Schuljahren in der Schule) stellte der Staat Kirche samt Religion in die ihr zustehende Ecke. Knete floss wohl auch, wenn auch nicht so reichlich wie hier und heute, Priester wurden auch an staatlichen Unis ausgebildet, und diese Ausbildung war sogar nahezu kostenlos zu haben, sogar Bibeln und Gesangbücher gabs zu kaufen.

Das "Risiko", exkommuniziert zu werden, ist kein wirkliches Lebensrisiko. Das wird es nur, und zwar nur im Kopf, wenn Kirche samt Religion zuviel Bedeutung beigemessen wird. Exkommuniziert werden ja sowieso nur Katholiken. Wenn sie sich für diese Kirche entschieden haben, bzw. sich entschieden haben, in dieser Kirche Mitglied zu bleiben, müssen sie auch mit den Konsequenzen leben. Bei den ev. Christen lassen sich sogar Pfarrer scheiden, fahren unter Alkohol Auto und gefährden damit allerdings in doppelter Hinsicht Menschen.

Die Vorstellung, dass "da irgendwas Wahres" an den religiösen Illusionen der Kirchen wäre, sitzt immer noch viel zu fest in den von früher Kindheit an vernebelten Hirnen. Wem's gefällt... Ich würde übrigens auch in keinen Karnickel- oder Modelleisenbahnverein gehn, ich hab andere Interessen.

Der "Verein Kirche" kann von mir aus Positionen verkünden, sooft und soviel er will, solange diese nicht den üblichen, allgemeingültigen Bestimmungen widersprechen. Wenn sie Unsinn verkünden, müssen sie auch die Kritiken aushalten. Die versuchte Erpressung der katholischen Kirche Polens ist und bleibt trotz allem Erpressung, über die sogar sehr viele polnische Abgeordnete selber nur schmunzeln.
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marc
22.10.2010, 19:43
Der "Verein Kirche" kann von mir aus Positionen verkünden, sooft und soviel er will, solange diese nicht den üblichen, allgemeingültigen Bestimmungen widersprechen. Wenn sie Unsinn verkünden, müssen sie auch die Kritiken aushalten. Die versuchte Erpressung der katholischen Kirche Polens ist und bleibt trotz allem Erpressung, über die sogar sehr viele polnische Abgeordnete selber nur schmunzeln.
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"Kritik üben" und "Schmunzeln" sind aber etwas anderes, als eine Art von Ersatzreligion zu etablieren, die es anderen Religionen nicht mal erlaubt, selbst zu definieren, wer zu ihnen gehört und wer sich redlicherweise nicht mehr Mit-Glied nennen darf.

-jmw-
22.10.2010, 19:59
Ich halte das für die übliche Lage der Dinge.
Wäre ich auch nur im Ansatz der Ansicht, eine deutliche Mehrheit der Leute in der Gesellschaft, in der ich lebe, würden sich, die Abwesenheit von Zwang jeglicher Art vorausgesetzt, halbwegs so verhalten, wie es in meinen Augen wünschenswert wäre - wäre ich mit Sicherheit Anarchist oder zumindest etwas dem sehr nahe kommendes.
Hmm...
Ich glaub, das wären sehr viele.
Insofern keine Kunst. :)
Klar, wenn eh alle tun, was man will, dann fällt die Notwendigkeit des Zwangs weg für alle bis auf echt grosse Ärsche, denen es einfach Spass macht, andere zu piesacken.
Wobei auch das wohl deutlich mehr als ein Prozent ist...


Da ich aber gegenwärtig weitaus eher davon überzeugt bin, dass, diese Freiheit einmal gesetzt, eine beträchtliche Mehrheit dieser Menschen sich eher noch weitaus minderwünschenswerter verhalten würden, bin ich vorerst eher etwas dem sehr, sehr fernstehendes. :D
Gegenwärtig wäre es einfach grob fahrlässig, die Bevölkerung auf sich selbst loszulassen in einer Art und Weise, wie es langfristig ganz fraglos geschehen muss.
Bis es soweit ist, wird eine Mehrheit es gelernt haben, muss es ja auch gelernt haben, denn ansonsten wird es ja garnicht soweit kommen - ein libertärer Militärputsch oder Supermann odgl. ist wenig wahrscheinlich. :D


Und ich schätze mal, dass die Zahl der Leute, die wirklich ernsthaft die Freiheit anderer Menschen, sich aus ihrer Sicht falsch zu verhalten, nicht nur hinnehmen, sondern gar aktiv fordern, ja sich womöglich mit Aufwand dafür einsetzen würden, zu keinem Zeitpunkt sonderlich groß war, es gegenwärtig nicht ist und es auch nie sein wird.
Stimmt wohl.
Eine Mehrheit interessiert sich nicht für Politik, weder für gute noch für schlechte, dies in dem Sinne, dass sie sich aktiv beteiligt.
Ist wohl auch ganz gut so.
Man stelle sich mal 50 Prozent Anteil politischer Aktivisten an der Bevölkerung vor!
Chaos?

Es ist dies sicherlich eine Hürde, dann aber in beide Richtungen: Sobald man erstmal einigermassen akzeptable Zustände hergestellt hat und Deutschland in guter Verfassung ist, braucht man sich nicht mehr so sehr anstrengen, den Zustand zu halten, denn das wird die einmal halbwegs überzeugte Masse schon aufgrund ihrer Trägheit für eine ganze Weile tun.


Ich wollte erst sagen, dafür sei er ja auch eher ein recht kleiner Staat. Aber dann entsann ich mich, dass auch das ja im libertären Sinne durchaus begrüßenswert ist.
Ganz richtig!

Unschlagbarer
23.10.2010, 09:28
"Kritik üben" und "Schmunzeln" sind aber etwas anderes, als eine Art von Ersatzreligion zu etablieren, die es anderen Religionen nicht mal erlaubt, selbst zu definieren, wer zu ihnen gehört und wer sich redlicherweise nicht mehr Mit-Glied nennen darf.Ich hatte die Nachricht so verstanden, dass die Schmunzler im polnischen Parlament den Erpressungsversuchen der Kirche nicht viel Erfolg einräumen.

Welche Art von "Ersatzreligion" meinst du?

(in Tab2 läuft grad dein Link)
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GSch
23.10.2010, 09:41
Reduzieren der Staatsquote reicht nicht. Erst wenn die Kirchen wie Kaninchenzüchter- oder Kleingartenvereine oder wie andere Interessengemeinschaften behandelt werden, und zwar in jeder Beziehung, ist Gleichheit hergestellt.

Das ändert wenig, so lange die Kirchen allein durch die große Zahl ihrer Mitglieder eine so wichtige Stellung in der Gesellschaft haben. Dabei ist ja diese Stellung heute längst nicht mehr so bedeutend wie sie früher mal war.

In Frankreich ist die Kirche (jede Kirche) rechtlich tatsächlich ein Verein wie jeder andere. Auch in den USA herrscht strikte Trennung. Aber in beiden Ländern haben Geistliche ganz erheblichen Einfluss.

klartext
23.10.2010, 11:54
Reduzieren der Staatsquote reicht nicht. Erst wenn die Kirchen wie Kaninchenzüchter- oder Kleingartenvereine oder wie andere Interessengemeinschaften behandelt werden, und zwar in jeder Beziehung, ist Gleichheit hergestellt.

Im Übrigen musste ich grad Sauerländisch aufstoßen.
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Der Vergleich mit einem Kaninchenzüchterverein wird immer gerne genommen, ist aber trotzdem falsch.
Religiöser Glaube ist zwar Privatsache, formt aber gleichwohl die Gesellschaft, weil er ihr moralische Richtwerte liefert und die Grundlage des Handelns vieler Menschen ist. Damit fliesst er automatisch auch ein in politisches Handeln.
Eine völlig Trennung wird es deshalb nie geben können.

Felixhenn
23.10.2010, 12:22
Alles nur wieder Stimmenfang Marke SPD ....

Was man nicht alles macht wenn man sich unaufhaltbar den einstelligen Wahlergebnissen nähert?

Ich bin schon lange für eine totale Abschaffung aller kirchlichen Privilegien und es spricht absolut Nichts gegen eine totale Trennung. Nur, glaube ich der SPD nicht so sehr viel. Die wird auch einen Bischoff mit ständigem Sitz im Kabinett befürworten wenn es Stimmen bringt. Es gibt wohl keine Partei die ähnlich viele historische Chancen verspielt hat. Die haben sich durch viele Jahre um alles gekümmert, nur nicht um die Arbeiter. Es gab sogar Zeiten da haben die auf die Arbeiter schießen lassen.

Bruddler
23.10.2010, 14:08
Das glaube ich in dem Fall nicht. Ich denke, dass der Druck zur tatsächlichen Trennung nicht unbedeutend ist.

Hast du dir mal den Artikel durchgelesen, Seekuh? So lang ist der ja nicht, aber vorerst das erste, was zu finden war.
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Die SPD ist und bleibt deutschlands Lügenpartei Mummer 1 !


http://www.politikforen.net/picture.php?albumid=23&pictureid=423

marc
23.10.2010, 14:58
Ich hatte die Nachricht so verstanden, dass die Schmunzler im polnischen Parlament den Erpressungsversuchen der Kirche nicht viel Erfolg einräumen.

Welche Art von "Ersatzreligion" meinst du?

Der Begriff "Erpressung" suggeriert ja eine Strafwürdigkeit.
Und was wäre dann strafwürdig? Daß der Kaninchenzüchterverein selber definiert, wer ihm angehören kann und wer nicht. Und wenn es stattdessen Aufgabe des Staates wird zu definieren, wer ihm angehört und wer nicht (und wer etwa zum Priester geweiht werden darf), dann wird es eben "ersatzreligiös" und hat nichts zu tun mit der Trennung von Staat und Kirche. Ich meine, wo ist denn "Trennung", wenn der Staat bestimmt, wie die Kirche Mit-Gliedschaft definiert?



(in Tab2 läuft grad dein Link)
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Die einzige Ersatzreligion, die was taugt. ;)

Unschlagbarer
23.10.2010, 19:25
Der Begriff "Erpressung" suggeriert ja eine Strafwürdigkeit.
Und was wäre dann strafwürdig? Daß der Kaninchenzüchterverein selber definiert, wer ihm angehören kann und wer nicht. Und wenn es stattdessen Aufgabe des Staates wird zu definieren, wer ihm angehört und wer nicht (und wer etwa zum Priester geweiht werden darf), dann wird es eben "ersatzreligiös" und hat nichts zu tun mit der Trennung von Staat und Kirche. Ich meine, wo ist denn "Trennung", wenn der Staat bestimmt, wie die Kirche Mit-Gliedschaft definiert?Die Verbindung der innerkirchlichen Bestimmungen und Vorschriften mit der freien Entscheidungsmöglichkeit eines Abgeordneten ist es, was stört. Androhung einer möglichen Exkommunikation ist sicher keine Straftat, aber Beeinflussung von Volksvertretern durch diese Androhung? Das widerspricht zumindest dem zugesicherten freien Entscheidungswillen der Vertreter und auch stellt es wohl eine unzulässige Beeinflussung dar. Ich kenne das polnische Recht nicht, urteile hier eher nach der gehörten Sachlage und auch nach dt. Rechtsempfinden.

Es verstößt auch gegen Glaubensfreiheit, nach meiner Auffassung jedenfalls. Wie soll ein polnischer Katholik frei glauben dürfen, was er will, wenn er dermaßen unter Druck gesetzt wird? Es ist die uralte Masche der katholischen Kirche. Drohung, Androhung von Strafen, wenn du nicht tust, was die Oberen für richtig halten. Religiöse Diktatur eben innerhalb ihrer eigenen Organisation und Versuch der Ausweitung auf den öffentlichen Bereich.



Die einzige Ersatzreligion, die was taugt.Stimmt.
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NicolaiNicolai
03.11.2010, 16:09
Der Beitrag vom hpd (http://hpd.de/node/10485) ist lesenswert,
hier ein Ausschnitt:

"Die SPD soll sich stärker für die Trennung von Staat und Kirche einsetzen..

Weiterhin fordern die „Laizistinnen und Laizisten“ volle Arbeitnehmerrechte für die Beschäftigten der Kirchen wie in jedem anderen Tendenzbetrieb...

Zwar sollen sich auch die konfessionsfreien, humanistischen, atheistischen und agnostischen SPD-Mitglieder in der Gruppierung inhaltlich wiederfinden, gleichzeitig aber sind alle religiösen Genossinnen und Genossen, die sich einen weltanschaulich neutralen Staat wünschen, ebenso willkommen. Dementsprechend finden sich auch schon eine ganze Reihe Christen, Juden, Moslems und auch Buddhisten unter den bisherigen Unterstützerinnen und Unterstützern."
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Freikirchen - haben weder was mit Einwohnermeldeämtern, noch Finanzämtern, noch Standesämtern oder gar Gerichten zu tun. Die großen Kirchen sind in meinen Augen hingegen Staatsbehörden. Ich gehe nur noch in Freikirchen - auch wenn man sofern man als Transsexuelle erwischt wird erstmal ordentliche Angriffe hinnehmen muß.

Unschlagbarer
03.11.2010, 18:15
Freikirchen - haben weder was mit Einwohnermeldeämtern, noch Finanzämtern, noch Standesämtern oder gar Gerichten zu tun. Die großen Kirchen sind in meinen Augen hingegen Staatsbehörden. Ich gehe nur noch in Freikirchen - auch wenn man sofern man als Transsexuelle erwischt wird erstmal ordentliche Angriffe hinnehmen muß.Pluspunkt für die Freikirchen. Sie taufen auch erst die Erwachsenen, Kinder beziehen sie nur in ihre Gemeinschaft ein.

Ich kenne auch zwei und habe nichts gegen sie. Sie missionieren kaum, betätigen sich mit ihren Kindern sehr sinnvoll in der Gemeinschaft und bezahlen ihren Mitgliederbeitrag selbständig, wie Du schon schriebst.

So stelle ich mir Kirche vor. Dann hätten ich und andere wohl auch kein Problem damit. So aber vergeht kein Tag, ohne in den Medien irgendeinen Pups von den großen Kirchen, vor allem von der katholischen, zu hören.
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heide
04.11.2010, 11:42
Der Beitrag vom hpd (http://hpd.de/node/10485) ist lesenswert,
hier ein Ausschnitt:

"Die SPD soll sich stärker für die Trennung von Staat und Kirche einsetzen..

Weiterhin fordern die „Laizistinnen und Laizisten“ volle Arbeitnehmerrechte für die Beschäftigten der Kirchen wie in jedem anderen Tendenzbetrieb...

Zwar sollen sich auch die konfessionsfreien, humanistischen, atheistischen und agnostischen SPD-Mitglieder in der Gruppierung inhaltlich wiederfinden, gleichzeitig aber sind alle religiösen Genossinnen und Genossen, die sich einen weltanschaulich neutralen Staat wünschen, ebenso willkommen. Dementsprechend finden sich auch schon eine ganze Reihe Christen, Juden, Moslems und auch Buddhisten unter den bisherigen Unterstützerinnen und Unterstützern."
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In Berlin ist z.B., übrigens nur in Berlin, ist der Religionsunterricht freiwillig gewesen.
Nun wurde der Reli-Unterricht zum Lebenskundeunterricht.
Ab der 7. Klasse gibt es dann den Ethik-Unterrricht, an dem alle Schüler/Innen teil nehmen müssen.-
Ja, auch in Berlin haben sich die Zeiten geändert, wobei Die Linke einen großen Anteil zu der neuen Struktur des Relis hatte.

Unschlagbarer
04.11.2010, 17:04
In Berlin ist z.B., übrigens nur in Berlin, ist der Religionsunterricht freiwillig gewesen.
Nun wurde der Reli-Unterricht zum Lebenskundeunterricht.
Ab der 7. Klasse gibt es dann den Ethik-Unterrricht, an dem alle Schüler/Innen teil nehmen müssen.-
Ja, auch in Berlin haben sich die Zeiten geändert, wobei Die Linke einen großen Anteil zu der neuen Struktur des Relis hatte.Ich war im politikforum.de (www.politik.de/forum/religion/206962-berlin.html) fleißig an der Diskussion über dieses Thema beteiligt, welches Krabart erstellt hatte. Es wurde fleißig kontra, aber auch pro diskutiert.
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