Kreuzritter2685
17.10.2010, 15:39
Haschisch vom Pommes-frites-Stand
Seit die Tschechische Republik den Besitz von Drogen zum Privatgebrauch nicht mehr ahndet, pilgern viele Polen ins südliche Nachbarland. Die polnische Politik ist alarmiert.
Ein unscheinbarer Stand für Cheeseburger und Pommes frites in der Grenzstadt Cesky Tesin hat es unter jungen Polen zu Ruhm gebracht. Gleich hinter der «Brücke der Freundschaft» über das Flüsschen Olsa, das den polnischen vom tschechischen Teil der Stadt trennt, konnten sich Kiffer auf der tschechischen Seite preisgünstig mit Haschisch eindecken. Wer dort Cannabis kaufte, bekam den Hamburger und die Pommes frites gratis dazu. Die Kunden waren fast ausschliesslich Polen. Sie stammen aus der Zwillingsstadt Cieszyn (deutsch: Teschen), aus dem polnischen Teil Schlesiens, ja sie reisten sogar aus Krakau an, denn die Frittenbude pries ihre Dienste auch im Internet an.
Nach Interventionen der polnischen Behörden wurde der Stand schliesslich von der tschechischen Polizei geschlossen. Zwar ist in Tschechien der Drogenbesitz seit Anfang Jahr weitgehend legalisiert, Drogenhandel allerdings steht immer noch unter Strafe.
So legal wie sonst nirgendwo
In Tschechien hätte man wegen des Imbissstandes wohl dennoch beide Augen zugedrückt. 500 Meter weiter nördlich – in Polen – führte das Geschäftsmodell zu einem Sturm der Entrüstung. «Wie sollen wir die Jugend vor Drogen schützen, wenn sie sehen, dass unsere Nachbarn öffentlich Haschisch rauchen und dafür nicht einmal bestraft werden», sorgte sich Cieszyns Bürgermeister Bogdan Ficek in der örtlichen Lokalausgabe der «Gazeta Wyborcza». Im Gegensatz zu Tschechien fährt Polen seit Jahren eine sehr restriktive Drogenpolitik.
Der südliche Nachbar jedoch hatte zum Jahresanfang seine jahrelange Nonchalance im Umgang mit Drogenkonsumenten auch per Gesetz festgeschrieben. Seit dem EU-Beitritt 2004 sind die Tschechen Europas Spitzenreiter beim Haschischkonsum. Der seinerzeitige Gesetzesentwurf war von der rechtsliberalen Bürgerpartei eingereicht worden und wurde im Parlament kaum angefochten. Die Gesetzesnovelle, die heute selbst Niederländer nach Tschechien lockt, erlaubt unter anderem den Besitz von bis zu 15 Gramm Haschisch, 1,5 Gramm Heroin, 1 Gramm Kokain und 5 LSD-Tabletten für den Eigengebrauch. Ausserdem darf jeder Erwachsene bis zu 5 Cannabis-Sträucher und 40 halluzinogene Pilze züchten. In Polen reibt man sich bei dieser Liste ungläubig die Augen. Denn an der Weichsel reichen schon wenige Gramm Haschisch, um neben einer saftigen Busse im Wiederholungsfall auch noch für sechs Monate hinter Gittern zu verschwinden. Über 9000 Verurteilungen wegen illegalen Drogenbesitzes gab es im vergangenen Jahr. Doch nur jeder zwölfte der 5500 verurteilten Kiffer ist auch ein Dealer.
Selbst konservative Politiker halten deshalb die bisherige Stossrichtung in Polen für verfehlt. Ende August unterbreitete die rechtsliberale Regierung dem Parlament ein neues Drogengesetz, das es den Staatsanwälten erleichtern soll, Strafverfahren wegen des Besitzes geringer Mengen weicher Drogen zu stoppen. Dies hinderte die Warschauer Polizei allerdings nicht daran, vor wenigen Wochen Dutzende Jugendliche festzunehmen, die vor dem Sejm, dem polnischen Parlament, für die Legalisierung von Cannabis demonstrierten.
Havel begnadigte Kiffer
Im polnischen Cieszyn setzt man derweil auf eine intensivierte Drogenaufklärung an den Schulen und verstärkte Polizeikontrollen. Erste Zahlen der Stadtpolizei sprechen eine deutliche Sprache: Im Vergleich zum Vorjahr gab es zwischen Januar und Juni ein Viertel mehr Verzeigungen wegen des Besitzes von Haschisch. Die Zahl der gefassten Dealer stieg von 1 auf 17. In Tschechien dagegen soll weiter liberalisiert werden. Im Mai marschierten in der Hauptstadt Prag Tausende für eine erhebliche Ausdehnung des legalen Hanfanbaus.
Begonnen hatte übrigens alles vor zehn Jahren mit der Begnadigung eines verurteilten Kiffers durch den damaligen Präsidenten Vaclav Havel. «Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich nicht mehr in den Spiegel schauen können», sagte damals der Kettenraucher Havel.
http://www.nzz.ch/nachrichten/international/haschisch_vom_pommes-frites-stand_1.8028456.html
Durhcaus ein Grund mal wieder nach Tschechien zu fahren :smoke:
Seit die Tschechische Republik den Besitz von Drogen zum Privatgebrauch nicht mehr ahndet, pilgern viele Polen ins südliche Nachbarland. Die polnische Politik ist alarmiert.
Ein unscheinbarer Stand für Cheeseburger und Pommes frites in der Grenzstadt Cesky Tesin hat es unter jungen Polen zu Ruhm gebracht. Gleich hinter der «Brücke der Freundschaft» über das Flüsschen Olsa, das den polnischen vom tschechischen Teil der Stadt trennt, konnten sich Kiffer auf der tschechischen Seite preisgünstig mit Haschisch eindecken. Wer dort Cannabis kaufte, bekam den Hamburger und die Pommes frites gratis dazu. Die Kunden waren fast ausschliesslich Polen. Sie stammen aus der Zwillingsstadt Cieszyn (deutsch: Teschen), aus dem polnischen Teil Schlesiens, ja sie reisten sogar aus Krakau an, denn die Frittenbude pries ihre Dienste auch im Internet an.
Nach Interventionen der polnischen Behörden wurde der Stand schliesslich von der tschechischen Polizei geschlossen. Zwar ist in Tschechien der Drogenbesitz seit Anfang Jahr weitgehend legalisiert, Drogenhandel allerdings steht immer noch unter Strafe.
So legal wie sonst nirgendwo
In Tschechien hätte man wegen des Imbissstandes wohl dennoch beide Augen zugedrückt. 500 Meter weiter nördlich – in Polen – führte das Geschäftsmodell zu einem Sturm der Entrüstung. «Wie sollen wir die Jugend vor Drogen schützen, wenn sie sehen, dass unsere Nachbarn öffentlich Haschisch rauchen und dafür nicht einmal bestraft werden», sorgte sich Cieszyns Bürgermeister Bogdan Ficek in der örtlichen Lokalausgabe der «Gazeta Wyborcza». Im Gegensatz zu Tschechien fährt Polen seit Jahren eine sehr restriktive Drogenpolitik.
Der südliche Nachbar jedoch hatte zum Jahresanfang seine jahrelange Nonchalance im Umgang mit Drogenkonsumenten auch per Gesetz festgeschrieben. Seit dem EU-Beitritt 2004 sind die Tschechen Europas Spitzenreiter beim Haschischkonsum. Der seinerzeitige Gesetzesentwurf war von der rechtsliberalen Bürgerpartei eingereicht worden und wurde im Parlament kaum angefochten. Die Gesetzesnovelle, die heute selbst Niederländer nach Tschechien lockt, erlaubt unter anderem den Besitz von bis zu 15 Gramm Haschisch, 1,5 Gramm Heroin, 1 Gramm Kokain und 5 LSD-Tabletten für den Eigengebrauch. Ausserdem darf jeder Erwachsene bis zu 5 Cannabis-Sträucher und 40 halluzinogene Pilze züchten. In Polen reibt man sich bei dieser Liste ungläubig die Augen. Denn an der Weichsel reichen schon wenige Gramm Haschisch, um neben einer saftigen Busse im Wiederholungsfall auch noch für sechs Monate hinter Gittern zu verschwinden. Über 9000 Verurteilungen wegen illegalen Drogenbesitzes gab es im vergangenen Jahr. Doch nur jeder zwölfte der 5500 verurteilten Kiffer ist auch ein Dealer.
Selbst konservative Politiker halten deshalb die bisherige Stossrichtung in Polen für verfehlt. Ende August unterbreitete die rechtsliberale Regierung dem Parlament ein neues Drogengesetz, das es den Staatsanwälten erleichtern soll, Strafverfahren wegen des Besitzes geringer Mengen weicher Drogen zu stoppen. Dies hinderte die Warschauer Polizei allerdings nicht daran, vor wenigen Wochen Dutzende Jugendliche festzunehmen, die vor dem Sejm, dem polnischen Parlament, für die Legalisierung von Cannabis demonstrierten.
Havel begnadigte Kiffer
Im polnischen Cieszyn setzt man derweil auf eine intensivierte Drogenaufklärung an den Schulen und verstärkte Polizeikontrollen. Erste Zahlen der Stadtpolizei sprechen eine deutliche Sprache: Im Vergleich zum Vorjahr gab es zwischen Januar und Juni ein Viertel mehr Verzeigungen wegen des Besitzes von Haschisch. Die Zahl der gefassten Dealer stieg von 1 auf 17. In Tschechien dagegen soll weiter liberalisiert werden. Im Mai marschierten in der Hauptstadt Prag Tausende für eine erhebliche Ausdehnung des legalen Hanfanbaus.
Begonnen hatte übrigens alles vor zehn Jahren mit der Begnadigung eines verurteilten Kiffers durch den damaligen Präsidenten Vaclav Havel. «Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich nicht mehr in den Spiegel schauen können», sagte damals der Kettenraucher Havel.
http://www.nzz.ch/nachrichten/international/haschisch_vom_pommes-frites-stand_1.8028456.html
Durhcaus ein Grund mal wieder nach Tschechien zu fahren :smoke: