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Vollständige Version anzeigen : Goethe im Kino



sisyphos
13.10.2010, 19:15
http://www.neue-welt-kino.de/images/goethe.jpg


http://wwws.warnerbros.de/goethe/

Johann Wolfgang von Goethe ist durchs Jura-Examen gefallen und wird zur Strafe vom Papa zum Reichskammergericht in die Provinz geschickt, wo er für Gerichtsrat Kestner Akten wälzen muss. In seiner Freizeit zieht der Freund von Wein, Weib und Gesang mit seinem Referendarskollegen um die Häuser bzw. auf die Märkte und wirft alsbald ein Auge auf die hübsche Lotte aus armen Verhältnissen, die leider seinem Vorgesetzten versprochen ist. Das große Herzeleid führt zu seinem ersten künstlerischen Erfolg "Die Leiden des jungen Werther".


Unterstützt diesen Film!

Habe mir heraus genommen einen Thread dafür aufzumachen!

Goethe hat das verdient!

Endlich mal etwas kulturnahes im Kino. :knie:

sisyphos
13.10.2010, 19:26
Achja im Trailer bereits die Antwort auf die faustische Frage: Die Liebe hält die Welt im Innersten zusammen. Sehr schön. Den Film werde ich kaufen, sobald er draußen ist :o

König
13.10.2010, 19:45
Wie kann die Liebe die Welt im Innersten zusammenhalten, wenn der junge Werther und viele andere von ihr Gepeinigte ihretwegen den Freitod erwählten?
Ich schaue mir den Kinofilm gerne an, aber wehe, er hat ein happy end wie jeder Rosamunde-Pilcher-Film! Die bundesdeutsche Filmkunst beschränkt sich in ihrem Gehalt zumeist auf Liebe-Friede-Freude-Eierkuchen, dem Leben völlig unangemessen.

sisyphos
13.10.2010, 19:48
Wie kann die Liebe die Welt im Innersten zusammenhalten, wenn der junge Werther und viele andere von ihr Gepeinigte ihretwegen den Freitod erwählten?
Ich schaue mir den Kinofilm gerne an, aber wehe, es hat ein happy end wie jeder Rosamunde-Pilcher-Film!

Weil Liebe geballte Leidenschaft ist, pure Energie, bääm udgl. etc. pp.

König
13.10.2010, 19:54
Weil Liebe geballte Leidenschaft ist, pure Energie, bääm udgl. etc. pp.

Klick, klack, buum! Da hat er sich erschossen, der von der Liebe und Leidenschaft zu Tode gemarterte Werther. Goethe selbst wäre es so ergangen, hätte er sich nicht seinen Frust von der Seele geschrieben.
Die leidenschaftliche Liebe tritt hier als ein zerstörendes Element in Erscheinung und hält nichts im Innersten zusammen, schon gar nicht die Welt.

sisyphos
13.10.2010, 19:58
Die leidenschaftliche Liebe tritt hier als ein zerstörendes Element in Erscheinung und hält nichts im Innersten zusammen, schon gar nicht die Welt.

Auch die Zerstörung und das Leid ist ein Teil der Welt. Zwischen den Extremen: Glück und Unglück pendelt die Welt aus und so erschafft sie sich immer wieder neu. Aber jeder der liebt dürfte dem zustimmen: Den Augenblick der Liebe möchte man nicht vermisst wissen in den Erinnerungen, oder wie ein Dichter mal schrieb 'an Liebe sterben, ist Leben'.

sisyphos
13.10.2010, 20:00
Sagen wir es mal so: Liebe hält die Welt des Menschen zusammen... bis zum Ende. Das schließt nicht aus gerade an der Liebe zugrunde zu gehen. Nein, das zeigt, wie bedeutsam die Liebe ist.

Stechlin
13.10.2010, 20:00
Die deutsche Kultur nebst Geschichte böte viel Stoff für das Kino. Der Film ist ein guter Anfang!

PS: Ich weiß, es müsste "biete" heißen.

Nationalix
13.10.2010, 20:02
Ich mag Filme mit historischem Hintergrund. Filmplakate habe ich schon überall gesehen. Soll der Film denn gut sein?

sisyphos
13.10.2010, 20:04
Ich mag Filme mit historischem Hintergrund. Filmplakate habe ich schon überall gesehen. Soll der Film denn gut sein?

Mir gefällt der Trailer. Ist eben ein Unterhaltungsfilm, also dem Schaffen Goethe kann es nicht ganz gerecht werden, aber immerhin: auch eine Schnulze muss mal sein. Und dann doch lieber eine mit Goethe, als ohne.

König
13.10.2010, 20:06
Auch die Zerstörung und das Leid ist ein Teil der Welt. Zwischen den Extremen: Glück und Unglück pendelt die Welt aus und so erschafft sie sich immer wieder neu. Aber jeder der liebt dürfte dem zustimmen: Den Augenblick der Liebe möchte man nicht vermisst wissen in den Erinnerungen, oder wie ein Dichter mal schrieb 'an Liebe sterben, ist Leben'.

Der liebesbekümmerte Werther jedenfalls konnte keinen innersten Zusammenhalt der Welt durch die Liebe mehr erkennen. Die Liebe hat ihn und seine Welt zerrissen. Da sie diese Fähigkeit bei ihm unter Beweis stellte, wissen wir nun, daß sie potentiell die Welt eines jeden Verliebten, also die ganze Welt verpulverisieren kann. Wenigstens geht sie gleichsam mit unter und hält nicht mal sich selbst beisammen.

sisyphos
13.10.2010, 20:08
Der liebesbekümmerte Werther jedenfalls konnte keinen innersten Zusammenhalt der Welt durch die Liebe mehr erkennen. Die Liebe hat ihn und seine Welt zerrissen. Da sie diese Fähigkeit bei ihm unter Beweis stellte, wissen wir nun, daß sie potentiell die Welt eines jeden Verliebten, also die ganze Welt verpulverisieren kann. Wenigstens geht sie gleichsam mit unter und hält nicht mal sich selbst beisammen.

Das ist menschlich. Mensch sein bedeutet immer auch in der Gefahr zu leben, an eben dem Menschen zugrunde zu gehen, und selbst das Gute und Schöne kann fürchterliche Ausmaße annehmen, das ist wahr. Das vermindert die Liebe aber nicht, das macht sie geradezu interessant, es ist ein Seiltanz über dem Abgrund, größtes Glück versprechend, und größte Tragik - das ist der Stoff aus dem echtes Drama gemacht ist.

König
13.10.2010, 20:19
Das ist menschlich. Mensch sein bedeutet immer auch in der Gefahr zu leben, an eben dem Menschen zugrunde zu gehen, und selbst das Gute und Schöne kann fürchterliche Ausmaße annehmen, das ist wahr. Das vermindert die Liebe aber nicht, das macht sie geradezu interessant, es ist ein Seiltanz über dem Abgrund, größtes Glück versprechend, und größte Tragik - das ist der Stoff aus dem echtes Drama gemacht ist.

Ich gebe Dir in allem recht. Trotzdem kann auf die Urfrage "Was hält die Welt im Innersten zusammen?" nicht die Antwort folgen: "Die Liebe!"
Das Gegenteil hast Du mit Deinen schönen Texten noch nicht bewiesen. ;)

I.Kant
13.10.2010, 20:20
Das ist menschlich. Mensch sein bedeutet immer auch in der Gefahr zu leben, an eben dem Menschen zugrunde zu gehen, und selbst das Gute und Schöne kann fürchterliche Ausmaße annehmen, das ist wahr. Das vermindert die Liebe aber nicht, das macht sie geradezu interessant, es ist ein Seiltanz über dem Abgrund, größtes Glück versprechend, und größte Tragik - das ist der Stoff aus dem echtes Drama gemacht ist.


Das ist mit Abstand der wunderbarste Beitrag, den ich je in diesem Forum gelesen habe.

sisyphos
13.10.2010, 20:29
Ich gebe Dir in allem recht. Trotzdem kann auf die Urfrage "Was hält die Welt im Innersten zusammen?" nicht die Antwort folgen: "Die Liebe!"
Das Gegenteil hast Du mit Deinen schönen Texten noch nicht bewiesen. ;)

Das kann man schon. So denkt der Liebende, wenn ich mich nicht irre. Und ich behaupte mal frei: Die Liebe ist das größte mögliche Glück, das dem Menschen vergönnt sein kann.

Stechlin
13.10.2010, 20:30
Das ist menschlich. Mensch sein bedeutet immer auch in der Gefahr zu leben, an eben dem Menschen zugrunde zu gehen, und selbst das Gute und Schöne kann fürchterliche Ausmaße annehmen, das ist wahr. Das vermindert die Liebe aber nicht, das macht sie geradezu interessant, es ist ein Seiltanz über dem Abgrund, größtes Glück versprechend, und größte Tragik - das ist der Stoff aus dem echtes Drama gemacht ist.

Ich bin echt gerührt von Deinen Worten. Wunderbar auf den Punkt gebracht. Für mich der Beitrag des Monats, egal, was noch kommt.

:top:

Gryphus
13.10.2010, 20:31
Wenn das so ähnlich wird wie der Film über Dostojewski sollte man den Regisseur öffentlich verbrennen.

König
13.10.2010, 20:34
Das kann man schon. So denkt der Liebende, wenn ich mich nicht irre. Und ich behaupte mal frei: Die Liebe ist das größte mögliche Glück, das dem Menschen vergönnt sein kann.

Werther war ein unglücklich Liebender, ich bin ein unglücklich Liebender, viele Menschen sind unglücklich Liebende. Ihre Welt, ihr Leben werden von der Liebe zerstört und nicht zusammengehalten: das schrieb ich doch. Viele Menschen, so sie denn wirklich lieben, gehen an ihr zugrunde, weil sie Schmerzen und Qualen auslöst, wenn sie enttäuscht wird.

Gryphus
13.10.2010, 20:51
Viele Menschen, so sie denn wirklich lieben, gehen an ihr zugrunde, weil sie Schmerzen und Qualen auslöst, wenn sie enttäuscht wird.

Könnte auch zum Geist der Dichter des Sturm und Drang passen, aber ich für meinen Teil habe die Melancholie schon immer geliebt, also das Resultat besagter Enttäuschung. Sagen wir's einmal so, man wäre ja nicht von ihr befallen, gäbe es nichts was ihrer wert ist. Und das wird einem bei dieser Gefühlslage wesentlich mehr bewusst, als dem ewig glücklichen Idioten der keine Ahnung von dem hat, was er hat (oder was er verloren hat).

sisyphos
13.10.2010, 23:28
Könnte auch zum Geist der Dichter des Sturm und Drang passen, aber ich für meinen Teil habe die Melancholie schon immer geliebt, also das Resultat besagter Enttäuschung. Sagen wir's einmal so, man wäre ja nicht von ihr befallen, gäbe es nichts was ihrer wert ist. Und das wird einem bei dieser Gefühlslage wesentlich mehr bewusst, als dem ewig glücklichen Idioten der keine Ahnung von dem hat, was er hat (oder was er verloren hat).

Hmmm, das negiert nicht was ich gesagt habe. Natürlich ist auch Melancholie und Enttäuschung eine mögliche Folge der Liebe. Dennoch kann aus ihr das größte menschliche Glück resultieren, wenn sie nur erwidert wird. ( Einmal menschliche Liebe und dann auch noch Liebe anderer Art - etwa zur Kunst, Musik etc. ) Die Liebe einseitig negativ zu sehen, ist recht stumpf, falsch, kann ihr nicht gerecht werden.

Esteban
14.10.2010, 12:06
Endlich mal etwas kulturnahes im Kino. :knie:

erstmal abwarten..

König
14.10.2010, 14:00
Könnte auch zum Geist der Dichter des Sturm und Drang passen, aber ich für meinen Teil habe die Melancholie schon immer geliebt, also das Resultat besagter Enttäuschung. Sagen wir's einmal so, man wäre ja nicht von ihr befallen, gäbe es nichts was ihrer wert ist. Und das wird einem bei dieser Gefühlslage wesentlich mehr bewusst, als dem ewig glücklichen Idioten der keine Ahnung von dem hat, was er hat (oder was er verloren hat).

Als der junge Johann Wolfgang (ohne von) Goethe seine Leiden des jungen Werther niedergeschrieb, war er noch ein Stürmer und Dränger, stark beeinflußt von der Empfindsamkeit und Friedrich Gottfried Klopstock. Die Melancholie ist meines Erachtens aber nicht das Hauptmerkmal dieser beiden Literaturepochen, sondern erst mal der Drang, dem Emotionalen seinen gebührenden Platz neben dem Rationalen zu schaffen. Die Romantiker bauten später darauf auf.

Die Melancholie ist nicht nur ein Gefühl nach einer erlebten Enttäuschung, sondern die Gemütslage, die das Leben als ein Spiel ewigwiederkehrender neuer Enttäuschungen sieht. Ich will sie nicht missen. Immerhin macht sie mich immun gegen die alles negierende und nivellierende Gleichgültigkeit toter Wesen und erhält mich noch am Leben. Sie ist ein Genuß.


Hmmm, das negiert nicht was ich gesagt habe. Natürlich ist auch Melancholie und Enttäuschung eine mögliche Folge der Liebe. Dennoch kann aus ihr das größte menschliche Glück resultieren, wenn sie nur erwidert wird. ( Einmal menschliche Liebe und dann auch noch Liebe anderer Art - etwa zur Kunst, Musik etc. ) Die Liebe einseitig negativ zu sehen, ist recht stumpf, falsch, kann ihr nicht gerecht werden.

Es war nicht die Rede davon, die Liebe einseitig in ein negatives oder ein positives Licht zu stellen. Natürlich bejahe ich sie wegen beider Implikationen: der Erfüllung und der Enttäuschung.
Nun ging es aber um die Sinnfrage unserer Existenz schlechthin: Was hält die Welt im Innersten zusammen? Diese allzu leicht und bestimmt mit der Liebe zu beantworten, mag Befriedigung für denjenigen zu verschaffen, der an die Richtigkeit dieser Antwort glaubt. Da die Liebe jedoch nicht nur das zusammenhaltende, sondern auch das auseinanderreißende Element in sich trägt, ist sie als Antwort auf die Urfrage schlicht und ergreifend unzutreffend - völlig unabhängig davon, ob man die Liebe eher positiv oder negativ bewerten will.
Diese Frage läßt sich zum Glück nicht beantworten. Endlich mal etwas, wo keine noch so überhebliche Wissenschaft herankommt.

twoxego
14.10.2010, 19:24
Klick, klack, buum! Da hat er sich erschossen, der von der Liebe und Leidenschaft zu Tode gemarterte Werther. Goethe selbst wäre es so ergangen, hätte er sich nicht seinen Frust von der Seele geschrieben. gekürzt Twox

wie man hört, verfiel er nach diesem ungemach jedoch dem frust essen und hörte damit nicht mehr auf, bis zu jenem denkwürdigen tag, an dem er dann platzte.

er soll bei dieser gelegenheit "mehr licht" gesagt haben.
das hatte seine notwendigkeit vermutlich darin, dass, wie man weiss, das auge ja mit isst.
auf russisch heist dies übrigens "глаз ест с", was allerdings eine völlig nutzlose information ist, genau wie jene, die herr Goethe über die farben aufschrieb.


man vergleiche dazu auch die lehrreichen ausführungen (http://www.politikforen.net/showthread.php?t=21420&highlight=Goethe) des literaturisten herrn
Himura.

Stadtknecht
15.10.2010, 16:27
Werde ich mir ansehen.