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Vollständige Version anzeigen : Nicht Fisch, nicht Fleisch



Stechlin
05.10.2010, 00:28
Nicht Fisch, nicht Fleisch

Preußen unter Friedrich den Großen verfolgte eine Wirtschaftspolitik, die einen interessanten Aspekt aufwies, der, wie ich finde, einen kurzen Gedanken wert ist, erörtert zu werden.

Viele große Handwerksbetriebe, wie beispielsweise die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM), waren in Preußen Staatsbetriebe. Einige dieser Staatsbetriebe wurden allerdings an Privatiers verpachtet.

Wäre das nicht ein sogenannter Dritter Weg, eine neue Eigentumsform, die weder dem alten kapitalistischen noch dem sozialistischen Gedanken entspräche?

Welche Vor- und Nachteile könnten sich bei einer Umsetzung ergeben?



Ich stelle diese Fragen hier zur Diskussion.

Paul Felz
05.10.2010, 00:32
Nicht Fisch, nicht Fleisch

Preußen unter Friedrich den Großen verfolgte eine Wirtschaftspolitik, die einen interessanten Aspekt aufwies, der, wie ich finde, einen kurzen Gedanken wert ist, erörtert zu werden.

Viele große Handwerksbetriebe, wie beispielsweise die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM), waren in Preußen Staatsbetriebe. Einige dieser Staatsbetriebe wurden allerdings an Privatiers verpachtet.

Wäre das nicht ein sogenannter Dritter Weg, eine neue Eigentumsform, die weder dem alten kapitalistischen noch dem sozialistischen Gedanken entspräche?

Welche Vor- und Nachteile könnten sich bei einer Umsetzung ergeben?



Ich stelle diese Fragen hier zur Diskussion.
Guter Ansatz. Aber jetzt zu müde für ene Antwort.

Die Petze
05.10.2010, 00:35
Nicht Fisch, nicht Fleisch

Preußen unter Friedrich den Großen verfolgte eine Wirtschaftspolitik, die einen interessanten Aspekt aufwies, der, wie ich finde, einen kurzen Gedanken wert ist, erörtert zu werden.

Viele große Handwerksbetriebe, wie beispielsweise die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM), waren in Preußen Staatsbetriebe. Einige dieser Staatsbetriebe wurden allerdings an Privatiers verpachtet.

Wäre das nicht ein sogenannter Dritter Weg, eine neue Eigentumsform, die weder dem alten kapitalistischen noch dem sozialistischen Gedanken entspräche?

Welche Vor- und Nachteile könnten sich bei einer Umsetzung ergeben?



Ich stelle diese Fragen hier zur Diskussion.

Ähm....gibt es heutzutage schon (wieder)...Stichwort Zeitarbeit.......:D

Stechlin
05.10.2010, 00:39
Ähm....gibt es heutzutage schon (wieder)...Stichwort Zeitarbeit.......:D

Hau ab!

Die Petze
05.10.2010, 00:40
Hau ab!

Hau rein....:D

pittbull
05.10.2010, 00:42
Guter Ansatz. Aber jetzt zu müde für ene Antwort.
Und trotzdem schreibst Du eine. :lach: :umkipp:

Thema: ist das Konzept nicht ein wenig verwandt mit "Franchising (http://de.wikipedia.org/wiki/Franchising)"?

Leila
05.10.2010, 00:44
Wenn das gemeint ist: die Verstaatlichung der Bahn, Post etc.? Ich finde, diese sollten staatlich sein.

derRevisor
05.10.2010, 00:49
Wenn das gemeint ist: die Verstaatlichung der Bahn, Post etc.? Ich finde, diese sollten staatlich sein.

Wieso sollte die Post noch staatlich sein?

Die Post der Zukunft ist ohnehin zu 99% elektronisch. Die jetzige Post hat bald ausgedient.

Bei der Bahn stimme ich Dir zu.

derRevisor
05.10.2010, 00:51
Wenn das gemeint ist: die Verstaatlichung der Bahn, Post etc.? Ich finde, diese sollten staatlich sein.

Wieso sollte die Post noch staatlich sein?

Die Post der Zukunft ist ohnehin zu 99% elektronisch. Die jetzige Post hat bald ausgedient.

Bei der Bahn stimme ich Dir zu. Nur, läßt sich eien Bahn sinnvoll verpachten?

Stechlin
05.10.2010, 00:56
Wenn das gemeint ist: die Verstaatlichung der Bahn, Post etc.? Ich finde, diese sollten staatlich sein.

Zweifellos. Große Schlüsselindustrien sollten sich in staatlicher Hand befinden. Aber einzelne Betriebe innerhalb dieser Kategorie könnten ja durchaus verpachtet werden -und zwar nicht nur an Einzelpersonen, sondern auch an Kommunen, Städte oder Personengruppen, quasi an Genossenschaften. Das Nebenher an verschiedenen Eigentumsformen verhindert, dass sich in die Ökonomie eine Ideologie breitmacht, die jede Alternative mit dem Dogma der Reinheit der Idee verhindert.

Stechlin
05.10.2010, 00:58
Und trotzdem schreibst Du eine. :lach: :umkipp:

Thema: ist das Konzept nicht ein wenig verwandt mit "Franchising (http://de.wikipedia.org/wiki/Franchising)"?

Ich spreche von Verpachten!

derRevisor
05.10.2010, 00:59
Ich hoffe NITUP fühlt seinen Strang durch eine Wikidefinition nicht zu entweiht.

Hier eine Definition von Pacht:


Pacht sichert dem Pächter im Gegensatz zur Miete nicht nur die Nutzung der Pachtsache zu, sondern auch den Ertrag aus dieser, sofern die Nutzung der Pachtsache ordnungsgemäß erfolgt. Der Pächter entrichtet hierfür dem Verpächter einen Pachtzins.

Pachtverträge finden heute überwiegend in der Gastronomie und der Landwirtschaft (Landpacht) Anwendung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pacht


Da Deutschland ja ein Staat mit vielseitiger Wirtschaft und (noch) einigen Kernkompetenzen ist, müsste man die verschiedenen zu verpachtbaren Wirtschaftsgebiete kategorisieren und einzeln besprechen.

Ausgehend von obiger Definition und aufgrund meines nörglerischen Wesens müßte ich bei Produktionsbetrieben schon die Frage des Erhalts und der ständigen Verbesserung auch und besonders der Anlagengüter stellen, welche ja im Verantwortungsbereiches des Staates liegen würden. Insgesamt dürften dabei Innovation und Modernisierung negativ beeinflußt werden, was zum sicheren Ende im globalen Konkurrenzkampf führt.

Stechlin
05.10.2010, 01:00
Ich hoffe NITUP fühlt seinen Strang durch eine Wikidefinition nicht zu entweiht.

Hier eine Definition von Pacht:


http://de.wikipedia.org/wiki/Pacht


Da Deutschland ja ein Staat mit vielseitiger Wirtschaft und (noch) einigen Kernkompetenzen ist, müsste man die verschiedenen zu verpachtbaren Wirtschaftsgebiete kategorisieren und einzeln besprechen.

Ausgehend von obiger Definition und aufgrund meines nörglerischen Wesens müßte ich bei Produktionsbetrieben schon die Frage des Erhalts und der ständigen Verbesserung auch und besonders der Anlagengüter stellen, welche ja im Verantwortungsbereiches des Staates liegen würden. Insgesamt dürften dabei Innovation und Modernisierung negativ beeinflußt werden, was zum sicheren Ende im globalen Konkurrenzkampf führt.

Warum?

pittbull
05.10.2010, 01:00
Ich spreche von Verpachten!
Entschuldige bitte. Es war nur eine Frage. :=

derRevisor
05.10.2010, 01:04
Warum?

Welches Interesse hätte der Pächter, den Pachtboden, der ja nicht sein (Besitz)Boden ist, mit eigenen Kapitalaufwendungen nachhaltig zu verbessern?

Der Betrieb ist nur eine gewisse Zeit geliehen und in dieser Zeit folgt der Besitzer dem ökonomischen Minimaleinsatz-Maximalgewinn Prinzip. Damit wird er folgerichtig einen ausgesaugten Betrieb hinterlassen,wenn er aussteigt.

Nachtrag:
Im Grunde sind die heutigen staatlich geschützten Großkonzerne(systemrelevant) bereits derartige Konstrukte.

Leila
05.10.2010, 01:08
Die Post ist kaum zu 99 Prozent elektronisch! Stelle Dir nur die riesigen Verteilzentren vor!

Warum die Post staatlich sein sollte? Weil alle Branchen, die der Allgemeinheit und der Wohlfahrt dienen, frei von Privatinteressen sein sollten.

borisbaran
05.10.2010, 01:58
Sicher, verstärke die Hydra der staatlichen Bürokratie um ein paar Köppe:rolleyes::rolleyes::rolleyes:

Don
05.10.2010, 05:31
Wieso sollte die Post noch staatlich sein?

Die Post der Zukunft ist ohnehin zu 99% elektronisch. Die jetzige Post hat bald ausgedient.

Bei der Bahn stimme ich Dir zu. Nur, läßt sich eien Bahn sinnvoll verpachten?


Nein. Sie läßt sich auch nicht sinnvoll staatlich betreiben.

Das einzig gangbare Modell ist die Schienennnetze im Staatseigentum zu belassen und den Bahnbetrieb zu privatisieren.
Das funktioniert bei Straßen auch, weshalb also nicht einfach ein running system übernehmen?

Ach ja, ich vergaß. Es ist einfach und klappt.

Don
05.10.2010, 05:33
Die Post ist kaum zu 99 Prozent elektronisch! Stelle Dir nur die riesigen Verteilzentren vor!

Warum die Post staatlich sein sollte? Weil alle Branchen, die der Allgemeinheit und der Wohlfahrt dienen, frei von Privatinteressen sein sollten.

Die Post hat niemand zu dienen. Sie kann, neben ihren Konkurrenten, Dienstlesitugen anbieten.
Ob Du sie benutzt ist Dein eigenes Vergnügem. Auf Deine Kosten.

Paul Felz
05.10.2010, 07:14
Nein. Sie läßt sich auch nicht sinnvoll staatlich betreiben.

Das einzig gangbare Modell ist die Schienennnetze im Staatseigentum zu belassen und den Bahnbetrieb zu privatisieren.
Das funktioniert bei Straßen auch, weshalb also nicht einfach ein running system übernehmen?

Ach ja, ich vergaß. Es ist einfach und klappt.
Ich dachte zwar zuerst an Stromnetze, aber das kommt auf dasselbe hinaus.

henriof9
05.10.2010, 07:33
Nicht Fisch, nicht Fleisch

Preußen unter Friedrich den Großen verfolgte eine Wirtschaftspolitik, die einen interessanten Aspekt aufwies, der, wie ich finde, einen kurzen Gedanken wert ist, erörtert zu werden.

Viele große Handwerksbetriebe, wie beispielsweise die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM), waren in Preußen Staatsbetriebe. Einige dieser Staatsbetriebe wurden allerdings an Privatiers verpachtet.

Wäre das nicht ein sogenannter Dritter Weg, eine neue Eigentumsform, die weder dem alten kapitalistischen noch dem sozialistischen Gedanken entspräche?

Welche Vor- und Nachteile könnten sich bei einer Umsetzung ergeben?



Ich stelle diese Fragen hier zur Diskussion.

Nun, ich denke in die heutige Zeit übertragen ist so etwas schwer umsetzbar.

Zum einen bestand ja seinerzeit der Staat eben nur aus einer überschaubaren Anzahl von Menschen welche die Geschicke des Landes führten.
Das letzte Wort blieb dabei immer dem König vorbehalten und dessen Interessen hatte ja auch etwas mit dem Erfolg des Unternehmens zu tun.

Wenn wir da mal bei der KPM oder auch wie in Sachsen bei der Manufaktur Meissen bleiben wollen; das waren Produkte welche nur für einen relativ kleinen Teil der Bevölkerung zugänglich waren und der landesübergreifende Verkauf oblag dabei immer der Genehmigung von oberster Stelle.
Dazu kam, daß es kaum Wettbewerb gab weil ja eben quasi ein Staatsmonopol herrschte.

Heute haben wir ein globale Welt und ich wage zu bezweifeln ob der Staat dieser adäquat begegnen kann.
Am Beispiel der KPM Berlin kann man deutlich sehen, daß ein Staatsbetrieb anscheinend eben nicht funktioniert- zumindest nicht im handwerklichen und produzierenden Bereich.

Und eine Verpachtung ändert ja nichts an den Eigentumsverhältnissen.

Leila
05.10.2010, 10:21
Die Post hat niemand zu dienen. Sie kann, neben ihren Konkurrenten, Dienstlesitugen anbieten.
Ob Du sie benutzt ist Dein eigenes Vergnügem. Auf Deine Kosten.

Als die Schweiz noch in Ordnung war, hatte selbst die kleinste Gemeinde ihr eigenes Postamt, und die gelb leuchtenden, blitzblanken Postautos fuhren pünktlich in die entlegensten Weiler. Der Postverwalter war eine Respektsperson und Postautochauffeur war manch eines Knabens Traumberuf. Tü-ta-to!

Daß einjeder, auch der Ärmste, seine Zeitung und Rente regelmäßig bekam und kein Schweizer Bürger von ‚der Welt‘ abgeschnitten war: diese von den Eidgenossen verwirklichte Idee erscheint heute wieder als Ideal. Nichts war unseren Ahnen mehr zuwider, als eine Clique wie jene namens von Thurn und Taxis.

Gruß von Leila

-jmw-
05.10.2010, 10:36
Wäre das nicht ein sogenannter Dritter Weg, eine neue Eigentumsform, die weder dem alten kapitalistischen noch dem sozialistischen Gedanken entspräche?

Welche Vor- und Nachteile könnten sich bei einer Umsetzung ergeben?
Vorweg: Es ist dies eine Art Lehen und also nicht neu.

Problem dabei: Der Staat behauptet, es bestünde Bedarf an XYZ. Doch woher weiss er das?
Klar, er kann es wissen bei bestimmten Dingen und dort, wo's eigentlich jeder weiss oder wissen kann.
Aber darüberhinaus?
Wohl nicht!

Das nun wäre dann keine Schwierigkeit, wenn der Staat nicht über Mittel und Wege verfügte, mehr und mehr Ressourcen hineinzuleiten in so einen Staatsbetrieb.
Selbst dann, wenn das Unternehmen völlig am Bedarf vorbei geplant wurde, könnte es theoretisch bis in alle Ewigkeit laufen - aus Steuermitteln finanziert und nicht aus dem Verkauf der produzierten Güter oder Leistungen.
Die verwandten bzw. sinnvlos verbrannten Ressourcen fehlen dann anderswo zur Steigerung der Volkswohlfahrt;
und der subventionierte Betrieb wirkt veränderungshemmend auf die jeweilige Wirtschaftssparte und auf die Gesamtwirtschaft.

Wird das verhindert und wird gewährleistet, dass der Staatsbetrieb agieren muss wie jedes normale Unternehmen, wenn er auch bankrott gehen kann, dann stellt er keine Alternative mehr da zum Kapitalismus, sondern dann isses Kapitalismus - nur halt mit Staatseigentum.

Das alles darf mitbedacht werden.

-jmw-
05.10.2010, 10:38
Warum die Post staatlich sein sollte? Weil alle Branchen, die der Allgemeinheit und der Wohlfahrt dienen, frei von Privatinteressen sein sollten.
Dann, werte Peel, musst Du nicht den Staat, nein, dann musst Du den Menschen insgesamt herausnehmen aus der Unternehmensleitung und sie einem ("neutral" programmierten) Computer übertragen.

sisyphos
05.10.2010, 10:48
Welches Interesse hätte der Pächter, den Pachtboden, der ja nicht sein (Besitz)Boden ist, mit eigenen Kapitalaufwendungen nachhaltig zu verbessern?



Wertest du dich selbst gerne herab? Wenn der Mensch nur aus Profitinteressen und Egozentrik besteht und in dieser Gegebenheit handelt, dann hast du Recht. Dann leben wir eben weiterhin im Haifischbecken der Geldmeere und werden mit dem Argument, dass der Mensch eben so ist, nichts ändern. Aber es gibt noch Menschen, die Ideale haben... und allein das entkräftet doch diesen Unfug, dass nur dort Erfolg entsteht, wo der Bourgeoisie für seine eigene Tasche wirtschaftet. Man hat Erfolg aus Interesse, weil es Sinn verleiht etwas Gutes zu tun.

Leila
05.10.2010, 10:53
Dann, werte Peel, musst Du nicht den Staat, nein, dann musst Du den Menschen insgesamt herausnehmen aus der Unternehmensleitung und sie einem ("neutral" programmierten) Computer übertragen.

Nur damit dies klargestellt sei: Ich habe keine Lösungen, sehe aber die Probleme. Meine Erfahrung umfaßt die kurze Zeitspanne eines halben Jahrhunderts; was ich von früher weiß, beruht auf mündlichen und schriftlichen Überlieferungen. Bis heute gelang es aber noch niemanden, mich vom genossenschaftlichen Gedankengut abzubringen.

Gruß von Leila

sisyphos
05.10.2010, 10:53
Vorweg: Es ist dies eine Art Lehen und also nicht neu.

Problem dabei: Der Staat behauptet, es bestünde Bedarf an XYZ. .

Wo ermittelt beispielsweise die Bahn den realen Bedarf des Kunden? Die wollen Kohle scheffeln und sonst gar nichts. :rolleyes:

-jmw-
05.10.2010, 11:29
Nur damit dies klargestellt sei: Ich habe keine Lösungen, sehe aber die Probleme.
Das, werte Peel, kann uns hier völlig reichen, denn es müssen ja erstmal die Probleme gesehen werden, bevor wir auf Lösungen kommen können. :)


Bis heute gelang es aber noch niemanden, mich vom genossenschaftlichen Gedankengut abzubringen.
Genossenschaften sind Privatunternehmen, die denen, die in ihnen arbeiten, zu gleichen Teilen gehören.
Staatliche Postämter sind dafür m.E. kein gutes Beispiel.

-jmw-
05.10.2010, 11:31
Wo ermittelt beispielsweise die Bahn den realen Bedarf des Kunden? Die wollen Kohle scheffeln und sonst gar nichts. :rolleyes:
Es ist dies insofern ein treffender Einwurf, als das die Bahn de facto ja nix anderes ist als ein an Aktionäre verpachteter Staatsbetrieb, v.a., weil Konkurrenz erschwert wird.

Lichtblau
05.10.2010, 11:58
Viele große Handwerksbetriebe, wie beispielsweise die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM), waren in Preußen Staatsbetriebe. Einige dieser Staatsbetriebe wurden allerdings an Privatiers verpachtet.

Wäre das nicht ein sogenannter Dritter Weg, eine neue Eigentumsform, die weder dem alten kapitalistischen noch dem sozialistischen Gedanken entspräche?

Welche Vor- und Nachteile könnten sich bei einer Umsetzung ergeben?



Ich stelle diese Fragen hier zur Diskussion.

Ist genauso Kapitalismus. Die Pacht ist einfach nur eine Art Steuer. Ansonsten verhält sich der Pächter genauso wie der Eigentümer.

derRevisor
05.10.2010, 12:01
Ist genauso Kapitalismus. Die Pacht ist einfach nur eine Art Steuer. Ansonsten verhält sich der Pächter genauso wie der Eigentümer.

Nein, das habe ich doch schon klargestellt. Ausnahmen wären ein Pacht auf Lebenszeit mit Vererbbarkeit.

sisyphos
05.10.2010, 12:19
Ist genauso Kapitalismus. Die Pacht ist einfach nur eine Art Steuer. Ansonsten verhält sich der Pächter genauso wie der Eigentümer.

Nunja, dann bekommt der Staat aber zusätzliche Steuereinnahmen und das stärkt, wenn ich mich nicht irre, hoffentlich die Sozialsysteme. Aber mir geht das nicht weit genug. Ich bin für eine strikte Reichensteuer, wer sich widersetzt, wird enteignet.

Leila
05.10.2010, 12:23
Genossenschaften sind Privatunternehmen, die denen, die in ihnen arbeiten, zu gleichen Teilen gehören.
Staatliche Postämter sind dafür m.E. kein gutes Beispiel.

Wie Du meinst, lieber JMW; ich meine etwas anderes, nämlich dies: die Eidgenossenschaft, die kein privates Unternehmen werden soll.

-jmw-
05.10.2010, 12:26
Jaså!
'kay, dann hab ich Dich missverstanden. :)

GG146
05.10.2010, 12:47
Nur damit dies klargestellt sei: Ich habe keine Lösungen, sehe aber die Probleme. Meine Erfahrung umfaßt die kurze Zeitspanne eines halben Jahrhunderts; was ich von früher weiß, beruht auf mündlichen und schriftlichen Überlieferungen. Bis heute gelang es aber noch niemanden, mich vom genossenschaftlichen Gedankengut abzubringen.

Gruß von Leila

Genossenschaften in Konkurrenz mit Eigentümer - geführten Unternehmen brauchen ein sehr ausgeprägtes demokratisches Bewusstsein und einen entwickelten Gemeinsinn der Genossenschafter, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Das gibt es nicht überall, auch nicht im demokratischen Teil der Welt.

derRevisor
05.10.2010, 12:58
Genossenschaften in Konkurrenz mit Eigentümer - geführten Unternehmen brauchen ein sehr ausgeprägtes demokratisches Bewusstsein und einen entwickelten Gemeinsinn der Genossenschafter, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Das gibt es nicht überall, auch nicht im demokratischen Teil der Welt.

Realistische Betrachtungsweise.

Der Unternehmer kann seine Mitarbeiter gnadenlos ausbeuten, das können die Genossenschaftler gegenseitig nicht. Sie können sich aber selbst ausbeuten, was viel effizienter ist, wenn es denn tatsächlich passieren würde.

Ausonius
05.10.2010, 13:01
Welches Interesse hätte der Pächter, den Pachtboden, der ja nicht sein (Besitz)Boden ist, mit eigenen Kapitalaufwendungen nachhaltig zu verbessern?


Es gibt einen Bereich, wo man die Problematiken solcher Konzepte real beobachten kann, nämlich bei der Verpachtung an Gastronomen in kommunalen Mehrzweckhallen und Bürgerhäusern.

Meist lässt sich zwischen Gasträumen und anderen Teilen der Hallen nicht sehr scharf trennen, und die viele Gebäudefunktionen sind, z.B. bei Heizung und Toiletten, für viel größere Mengen grundsätzlich ausgelegt, als ein Gastbetrieb anzieht. Bei Einführung der doppelten Buchführung "merkte" man in vielen Kommunen, dass die Pachten - logischerweise - nicht ansatzweise die Unterhaltungskosten ausgleichen.

Aber auch der Pächter kann blöd dran sein, z.B., wenn sich eine klamme Kommune weigert, in die Gebäuderenovierung zu investieren, was sich dann auch entsprechend ertragsschädigend auswirken kann.

sisyphos
05.10.2010, 15:14
Realistische Betrachtungsweise.

Der Unternehmer kann seine Mitarbeiter gnadenlos ausbeuten, das können die Genossenschaftler gegenseitig nicht. Sie können sich aber selbst ausbeuten, was viel effizienter ist, wenn es denn tatsächlich passieren würde.

Was ist der genaue Unterschied zwischen Genossenschaften und Betriebsräten innerhalb der Marktwirtschaft? Jedenfalls Betriebsräte können sich selbst auch ausbeuten. Auch ein von Arbeitern geführter Betrieb ist in der Marktwirtschaft gezwungen zu konkurrieren, weshalb auch hier ganz ähnliche Tendenzen auftreten werden, wenngleich auch der Rätezustand wünschenswerter ist.

-jmw-
05.10.2010, 15:39
Die Arbeiter-Eigentümer müssen mindestens soviel konkurrieren, wie der Markt verlangt, maximal aber nur soviel, wie sie wollen, nicht, wie der Boss will, den's dann ja nicht gibt.

GG146
05.10.2010, 15:53
Die Arbeiter-Eigentümer müssen mindestens soviel konkurrieren, wie der Markt verlangt, maximal aber nur soviel, wie sie wollen, nicht, wie der Boss will, den's dann ja nicht gibt.

Märkte, auf denen wirklich vollständige Konkurrenz herrscht, werden ohnehin schon von einem demokratischen Souverän bestimmt, nämlich vom "König Kunde". In dieser Situation ist es nach aller Erfahrung gesamtwirtschaftlich die ideale Aufgabenverteilung, wenn ein Eigentümer - Unternehmer (Publikumsgesellschaften und die Managerklasse mal aussen vor) eigenverantwortlich auf eigenes Risiko Einzelfallentscheidungen im Rahmen der Vorgaben des "Souveräns" trifft.

Neue genossenschaftliche Strukturen wären m. M. n. überall da interessant, wo die Marktwirtschaft nicht richtig funktioniert, weil der wirtschaftliche Gegenstand des betreffende Marktes mit den Voraussetzungen für eine gesunde Preisbildung (Konkurrenz, Markttransparenz, Nachfrageelastizität) nicht harmonisiert. Das ist vornehmlich im Bereich der Grundversorgung (Energie, Wasser, Verkehr usw.) und im medizinisch - pharmazeutischen Bereich so.

Dort wird ja auch häufig die Verstaatlichung verlangt, eine neue Art demokratisch - privatwirtschaftlicher Kultur wäre vielleicht die bessere Lösung als Alternative zum nicht funktionierenden Wettbewerb.

-jmw-
05.10.2010, 16:16
In dieser Situation ist es nach aller Erfahrung gesamtwirtschaftlich die ideale Aufgabenverteilung
... was sich im Wettbewerb der Organisationsformen eben durchsetzt. :]

Neue genossenschaftliche Strukturen wären [...] interessant [...] im Bereich der Grundversorgung (Energie, Wasser, Verkehr usw.) und im medizinisch - pharmazeutischen Bereich so.[/quote]
Richtig!
Erzähl ich seit Ewigkeiten.
Nur hört kaum jemand auf mich. :(

Alles, wobei ich nicht abhängig sein möchte von anonymen Strukturen, was ich aber auch nicht selbermachen kann, kann ich in Zusammenarbeit mit anderen erledigen: Als Kooperative, als Bürgerverein, als Genossenschaft usw.

Leila
05.10.2010, 16:35
Wenn ich als Privatperson und Monopolistin an jedem Brief und Paket, das spediert wird, eine Taxe verdiene, dann werde ich gezwungenermaßen Milliardärin. Das junge deutsche Adelsgeschlecht der Thurn und Taxis (http://www.thurnundtaxis.de) und dessen rapider sündhafte Niedergang sollte einem jeden, der Befugnisse von allgemeinem Interesse in private Hände gibt, Lehre und Warnung sein. Im vorletzten Glied dieser „Dynastie“ steht eine Frau namens Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis (http://de.wikipedia.org/wiki/Gloria_von_Thurn_und_Taxis) (geb. 1960), deren Erscheinung vor Jahrzehnten jeden öffentlichen Anlaß zu einer Demonstration der Dekadenz werden ließ, wie folgendes Bild bezeugt:

http://2.bp.blogspot.com/_Qxq9iTGa0H0/S9nDcmGY1xI/AAAAAAAADh0/aTrXNDk9514/s400/Gloria1981.jpg

Daß sie aufs Alter hin religiös wurde und sich bei der Ausübung ihrer Religiosität sogar in Lourdes filmen ließ, wissen inzwischen selbst die Moralisch-Blinden; jedoch ließ mich ihre unerwartete und verblüffende Religiosität keinen Augenblick lang vergessen, wem sie während Jahrzehnten nacheiferte – nämlich ihrer Zeitgenossin Nina Hagen (geb. 1955), dieser anderen verschrobenen Schamlos-Religiösen:

http://estb.msn.com/i/F2/4D83AE64109CA9B7C5367F3B43FFF8.jpg

Das Allgemeinwohl und die Wohlfahrt von solch verabscheuungswürdigen Menschen abhängig zu machen hieße, die Welt in ein Bordell zu verwandeln und die Hurerei den jungen Menschen als hehres und erstrebenswertes Ziel vorzugeben.

Leila (geb. 1954)

GG146
05.10.2010, 16:52
... was sich im Wettbewerb der Organisationsformen eben durchsetzt. :]


Richtig!

Erzähl ich seit Ewigkeiten.
Nur hört kaum jemand auf mich. :(

Alles, wobei ich nicht abhängig sein möchte von anonymen Strukturen, was ich aber auch nicht selbermachen kann, kann ich in Zusammenarbeit mit anderen erledigen: Als Kooperative, als Bürgerverein, als Genossenschaft usw.

Hättest ab und zu mal auf dem GG - Aktiv - Forum lesen sollen. Da geht es seit eh und je als "Schlag durch den Knoten" des demographischen Problems um die Schaffung von kollektiven privatrechtlichen Sondervermögen - also im Prinzip um die Weiterentwicklung der Idee der Genossenschaften - mit dem Ziel, die Renten künftig aus den Erträgen dieser Sondervermögen zu bezahlen.

Grundgesetz Aktivierer > Demographieproblem und Sicherheit der Rente. > einmalige Vermögensabgabe (http://35828.forendienst.de/show_messages.php?mid=4588874)

Wenn nur solche kollektiven Privatvermögen das Recht bzw. Privileg hätten, nicht vollständig marktwirtschaftskompatible Unternehmen zu besitzen, wäre zwar immer noch keine optimale Preisbildung möglich, aber die fetten Gewinne würden nicht auf bereits grosse Vermögen draufgepackt, sondern würden die Zwangsabgabenzahler 1 : 1 entlasten.

-jmw-
05.10.2010, 17:02
Das ist gut für euch, dass ihr das auch richtig liegt. :D

GG146
05.10.2010, 17:10
Das ist gut für euch, dass ihr das auch richtig liegt. :D

Noch besser wäre es, wenn andere Gruppierungen bzw. Kleinparteien sich auch mit dem Thema "Demographie" ganz praktisch und lösungsorientiert befassen würden. Dann könnte man irgendwann Ideen abgleichen. Aber was man da im Netz so findet, ist m. M. n. nicht besonders pragmatisch und zielführend..

-jmw-
05.10.2010, 17:15
Dem kann ich nur zustimmen!

Leila
05.10.2010, 21:17
Mein Sohn wollte, als er noch klein war, Postautochauffeur werden – nicht, um der Allgemeinheit zu dienen, sondern um dereinst so ‚lässig‘ (ein Modewort damals) wie der Postautochauffeur zu wirken, der uns sicher die Paßstraße hinabfuhr.

http://www3.pic-upload.de/05.10.10/thqfb8fznpg.jpg (http://www.pic-upload.de/view-7300070/Postauto-0_ji--320x200-.jpg.html)

Bild extra arg verändert.

Humer
06.10.2010, 15:14
Nicht Fisch, nicht Fleisch

Preußen unter Friedrich den Großen verfolgte eine Wirtschaftspolitik, die einen interessanten Aspekt aufwies, der, wie ich finde, einen kurzen Gedanken wert ist, erörtert zu werden.

Viele große Handwerksbetriebe, wie beispielsweise die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM), waren in Preußen Staatsbetriebe. Einige dieser Staatsbetriebe wurden allerdings an Privatiers verpachtet.

Wäre das nicht ein sogenannter Dritter Weg, eine neue Eigentumsform, die weder dem alten kapitalistischen noch dem sozialistischen Gedanken entspräche?

Welche Vor- und Nachteile könnten sich bei einer Umsetzung ergeben?

Ich stelle diese Fragen hier zur Diskussion.


Ich finde den Vorschlag gut. Zumindest in allen Bereichen der Grundversorgung und Infrastruktur.
Der Staat, der verpachtet, müsste dann allerdings die Leistungen des Pächters definieren, einschließlich eines Mindeslohns.

Alternativ dazu könnte ich mir auch eine Vergabe von Lizenzen vorstellen.
In beiden Fällen hätte der Staat die Möglichkeit das Allgemeinwohl zu wahren.
Es werden dabei nicht Rentiten von 10% und mehr herausspringen, so wie das heute angestrebt wird, aber das ist kein Fehler.

Beispiel Pharmaindustrie: Der Staat betreibt selbst die Herstellung von Arzneimitteln bzw. er vergibt Lizenzen dafür, um die Grundversorgung mit billigen Medikamenten zu garntieren. Die privaten Firmen dürfen weiter machen was sie wollen, sie können sich auch Lizenzen besorgen. Deren astronomischen Gewinne werden dann jedenfalls nicht mehr vom Kassenpatienten bezahlt. Der Staat kann auch Forschungsaufträge vergeben und würde damit verhindern, dass nur Geld für sog. Scheininnovationen ausgegeben wird.

sisyphos
06.10.2010, 15:23
[...]


Märkte, auf denen wirklich vollständige Konkurrenz herrscht, werden ohnehin schon von einem demokratischen Souverän bestimmt, nämlich vom "König Kunde".

Deswegen gibt es ja eine totalitäre Werbekultur, welche künstliche Bedürfnisse schaffen und Einfluss auf das Unterbewusstsein gewinnen soll. Deswegen gibt es ja massig waren die keinen Sinn haben außer dem, Profit für die Unternehmen zu bedeuten, die aber dennoch gekauft werden, weil das in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft eben als gut ( glücklich machend) gilt?

Deswegen muss eine Marktwirtschaft ja BESTÄNDIG Warenzirkulation besitzen, um nicht in das Stadium der Wirtschaftskrise einzugehen, was wiederum den Sachzwang beinhaltet unendlich viele Waren zu verkaufen, die gar nicht gebraucht werden: Hier sind wir wieder am Anfang des Beitrages: Totalitäre Werbegehirnwäsche.

Denn wenn vieles gar nicht gebraucht wird, muss man den Kunden ja zwingen, dass er plötzlich glaubt, es brauchen zu müssen.

Und dafür opfern wir die Ursprünglichkeit, die Natur, die Poesie?

Stechlin
06.10.2010, 22:46
Ich finde den Vorschlag gut. Zumindest in allen Bereichen der Grundversorgung und Infrastruktur.
Der Staat, der verpachtet, müsste dann allerdings die Leistungen des Pächters definieren, einschließlich eines Mindeslohns.

Alternativ dazu könnte ich mir auch eine Vergabe von Lizenzen vorstellen.
In beiden Fällen hätte der Staat die Möglichkeit das Allgemeinwohl zu wahren.
Es werden dabei nicht Rentiten von 10% und mehr herausspringen, so wie das heute angestrebt wird, aber das ist kein Fehler.

Beispiel Pharmaindustrie: Der Staat betreibt selbst die Herstellung von Arzneimitteln bzw. er vergibt Lizenzen dafür, um die Grundversorgung mit billigen Medikamenten zu garntieren. Die privaten Firmen dürfen weiter machen was sie wollen, sie können sich auch Lizenzen besorgen. Deren astronomischen Gewinne werden dann jedenfalls nicht mehr vom Kassenpatienten bezahlt. Der Staat kann auch Forschungsaufträge vergeben und würde damit verhindern, dass nur Geld für sog. Scheininnovationen ausgegeben wird.

Du hast es verstanden, worauf ich hinauswollte! :top:

Rennpferd
08.10.2010, 16:20
Wieso sollte die Post noch staatlich sein?

Die Post der Zukunft ist ohnehin zu 99% elektronisch. Die jetzige Post hat bald ausgedient.

Bei der Bahn stimme ich Dir zu.

Naja, dass sehe ich mit Einschränkungen, man dachte auch mit der Einführung des Telefaxgerätes und dem BTX dass die Post überflüssig wäre..

Nun es gibt aber Dokumente die man senden muss, die kann man nicht einscannen, - praktisch schon - aber woher weiss ich ob die Dokumente echt wären ????