LuckyLuke
22.05.2005, 09:58
Inder haben es in der Boombranche der Informationstechnologie weit gebracht. In den aufregenden 90er Jahren hatte der Weg zur Weltspitze für viele ehrgeizige Computer-Inder nur eine Richtung: raus aus Indien. Doch der Wind hat sich gedreht.
Von Christoph Heinzle, ARD-Hörfunkkorrespondent, Neu Delhi
http://www.tagesschau.de/styles/container/image/style_images_default/0,1307,OID2953762,00.jpg (http://www.tagesschau.de/bildstrecken/0,1203,OID4361340_IMG2953748_HID2953748_POS0_MTB1_ NAV_BAB,00.html)
SAP-Niederlassung in Bangalore/Indien (Archivbild 2004)
"Die Abwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften vor einigen Jahren kommt Indien jetzt zugute", sagt Sudindra Hangal, der selbst aus den USA in seine Heimat zurückgekehrt ist. "Jetzt dreht sich der Trend um und bringt Arbeitskräfte zurück, die in den USA und anderswo ausgebildet wurden und Erfahrungen gesammelt haben", stellt der Software-Entwickler fest.
Bessere Möglichkeiten als im Ausland
Nach fünf Jahren beim US-Computerriesen Sun Microsystems in den Vereinigten Staaten kam Hangal vor vier Jahren ins südindische Bangalore. Hier begann der Boom der indischen Informationstechnologie, hier eröffneten internationale und indische Unternehmen reihenweise Entwicklungszentren. "Es ist ein guter Zeitpunkt, in Indien zu arbeiten, weil die meisten Firmen ausbauen", erzählt der IT-Experte. "Als Rückkehrer kann man den Arbeitsbereich wechseln. Ich bekam hier zum Beispiel die Möglichkeit, ein eigenes Team aufzubauen. Diese Chance hätte ich in den USA wahrscheinlich nicht gehabt. Das bringt neue Erfahrungen und Fähigkeiten, die mir hoffentlich insgesamt helfen."
25.000 indische Computerexperten haben die Vorteile ihres Heimatlandes in den vergangenen vier Jahren entdeckt und sind zurückgekehrt, schätzt der Branachenverband Nasscom. 10.000 waren es allein im vergangenen Jahr. Die Branchenkrise in manchen amerikanischen und europäischen Unternehmen spielte dabei eine Rolle, familiäre Gründe und die zunehmende Attraktivität des Technologie und Wirtschaftsstandorts Indien.
Das gute Gefühl, etwas zurückgeben zu können
http://www.tagesschau.de/styles/container/image/style_images_default/0,1307,OID4361404,00.jpg (http://www.tagesschau.de/bildstrecken/0,1203,OID4361340_IMG4361392_HID4361392_POS2_MTB1_ NAV_BAB,00.html)
Im Jahr 2000 wurde in Deutschland die erste Greencard für IT-Experten ausgegeben
Viele Rückkehrer haben aber auch den Drang, etwas für ihr Heimatland tun zu wollen. Sai Prasad Koneru etwa: "Ich hatte von Anfang an das Gefühl, wieder nach Indien zurückkehren zu müssen und hier etwas aufzuziehen", sagt der Software-Experte aus dem südindischen Hyderabad. "Es macht mich stolz, jetzt etwas für mein Land, meine Gesellschaft, meine Kultur zu tun. Etwas zurückgeben zu können, indem ich hier beispielsweise Arbeitsplätze schaffe, gibt mir ein gutes Gefühl."
Koneru hat jahrelang Erfahrungen in Großbritannien, Japan und auch in Deutschland gesammelt. Statt im Ausland zu bleiben hat Koneru mit einem deutschen Geschäftspartner seine eigene Firma eröffnet. So finden die Rückkehrer aus den USA, Großbritannien, Deutschland und anderswo nicht nur zunehmend attraktive Jobs in Indien, sondern sie verändern auch die indischen Firmen. Traditionell sehr hierarchisch, bürokratisch und autoritär ausgerichtet, bekommen sie durch die Rückkehrer frischen Wind.
"Kultur der Kreativität und Innovation"
Durch Shajid Mohammed etwa: "Der größte Unterschied ist die Kultur, eine Kultur der Kreativität und Innovation, wo man keine Angst hat, Fragen zu stellen, Dinge in Frage zu stellen und zu verändern." Mohammed war gleich nach dem Studium nach Texas gegangen und zwölf lange Jahre geblieben. Als er vor zwei Jahren nach Indien zurückkehrte und bei einer Internetfirma in Hyderabad anfing, schüttelten viele Freunde und Bekannte die Köpfe.
"Tendenziell sagt man hier: geh ins Ausland, verdiene Geld", sagt Mohammed. "Wenn du zurückkommst, bist du verrückt, weil du die Chance vergibst, noch mehr zu verdienen." Doch der Mythos des Billiglohnlandes Indien stimmt längst nicht mehr. Viele Firmen hier haben erkannt, dass sie qualifiziertes Personal nur mit ordentlichen Löhnen halten können. Und dank internationaler Aufträge können sie sich das inzwischen auch leisten.
Gehälter in Indien deutlich gestiegen
"Geld ist für Rückkehrer inzwischen kein Thema mehr", meint A.S. Murthy, Personalchef von Satyam, das mit etwa 20.000 Mitarbeitern einer der indischen Computer-Riesen ist. "Die Rückkehr nach Indien ist attraktiv geworden. Erstens haben sie in den vergangenen 15, 20 Jahren viel Geld im Ausland verdient und zweitens sind die Gehälter in Indien gestiegen.
Auf der Führungsebene haben wir fast aufgeschlossen. Nicht was die Bruttogehälter angeht, aber bei dem, was übrig bleibt."
http://www.tagesschau.de/styles/container/image/style_images_default/0,1307,OID1927758,00.jpg (http://www.tagesschau.de/bildstrecken/0,1203,OID4361340_IMG1927748_HID1927748_POS1_MTB1_ NAV_BAB,00.html) ARD-Hörfunk-Korrespondent Christoph Heinzle
Dennoch leben die Rückkehrer in einem Indien, das immer noch unter Stromausfällen, Wassermangel und Verkehrsinfarkt leidet. Ein Indien, das von Korruption, Ineffizienz und Bürokratie geplagt wird, beklagt der Programmierer Mohammed. "Die Bürokratie ist frustrierend. Und ich mache meinem Ärger auch Luft. Schließlich bin ich Kunde und habe Rechte - auch wenn das hier manchmal nicht anerkannt wird."
Rückkehrer sind hohe Ansprüche gewohnt
Lautstark verlangen zurückkehrende Inder bessere Infrastruktur, besseren Service und moderne Technik. Und sind damit ein nicht zu unterschätzender Faktor für das Entwicklungsland Indien. Die hohen Ansprüche der Rückkehrer kommen am Ende ihren neuen Arbeitsgebern zugute, meint auch Personalvermittler A.K. Menon: "Die Rückkehrer brachten eine gewisse Würze in die indischen Unternehmen, die das sehr nötig hatten, um neuen Kunden zu gewinnen, die alten zu halten und deren Wünsche besser zu erfüllen."
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4361340_REF1,00.html
Ein weiterer (Bevölkerungs-)Riese erwacht?!
Fragt sich nur, woher jetzt für Deutschland die erforderliche qualititive Zuwanderung herkommen soll....
Von Christoph Heinzle, ARD-Hörfunkkorrespondent, Neu Delhi
http://www.tagesschau.de/styles/container/image/style_images_default/0,1307,OID2953762,00.jpg (http://www.tagesschau.de/bildstrecken/0,1203,OID4361340_IMG2953748_HID2953748_POS0_MTB1_ NAV_BAB,00.html)
SAP-Niederlassung in Bangalore/Indien (Archivbild 2004)
"Die Abwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften vor einigen Jahren kommt Indien jetzt zugute", sagt Sudindra Hangal, der selbst aus den USA in seine Heimat zurückgekehrt ist. "Jetzt dreht sich der Trend um und bringt Arbeitskräfte zurück, die in den USA und anderswo ausgebildet wurden und Erfahrungen gesammelt haben", stellt der Software-Entwickler fest.
Bessere Möglichkeiten als im Ausland
Nach fünf Jahren beim US-Computerriesen Sun Microsystems in den Vereinigten Staaten kam Hangal vor vier Jahren ins südindische Bangalore. Hier begann der Boom der indischen Informationstechnologie, hier eröffneten internationale und indische Unternehmen reihenweise Entwicklungszentren. "Es ist ein guter Zeitpunkt, in Indien zu arbeiten, weil die meisten Firmen ausbauen", erzählt der IT-Experte. "Als Rückkehrer kann man den Arbeitsbereich wechseln. Ich bekam hier zum Beispiel die Möglichkeit, ein eigenes Team aufzubauen. Diese Chance hätte ich in den USA wahrscheinlich nicht gehabt. Das bringt neue Erfahrungen und Fähigkeiten, die mir hoffentlich insgesamt helfen."
25.000 indische Computerexperten haben die Vorteile ihres Heimatlandes in den vergangenen vier Jahren entdeckt und sind zurückgekehrt, schätzt der Branachenverband Nasscom. 10.000 waren es allein im vergangenen Jahr. Die Branchenkrise in manchen amerikanischen und europäischen Unternehmen spielte dabei eine Rolle, familiäre Gründe und die zunehmende Attraktivität des Technologie und Wirtschaftsstandorts Indien.
Das gute Gefühl, etwas zurückgeben zu können
http://www.tagesschau.de/styles/container/image/style_images_default/0,1307,OID4361404,00.jpg (http://www.tagesschau.de/bildstrecken/0,1203,OID4361340_IMG4361392_HID4361392_POS2_MTB1_ NAV_BAB,00.html)
Im Jahr 2000 wurde in Deutschland die erste Greencard für IT-Experten ausgegeben
Viele Rückkehrer haben aber auch den Drang, etwas für ihr Heimatland tun zu wollen. Sai Prasad Koneru etwa: "Ich hatte von Anfang an das Gefühl, wieder nach Indien zurückkehren zu müssen und hier etwas aufzuziehen", sagt der Software-Experte aus dem südindischen Hyderabad. "Es macht mich stolz, jetzt etwas für mein Land, meine Gesellschaft, meine Kultur zu tun. Etwas zurückgeben zu können, indem ich hier beispielsweise Arbeitsplätze schaffe, gibt mir ein gutes Gefühl."
Koneru hat jahrelang Erfahrungen in Großbritannien, Japan und auch in Deutschland gesammelt. Statt im Ausland zu bleiben hat Koneru mit einem deutschen Geschäftspartner seine eigene Firma eröffnet. So finden die Rückkehrer aus den USA, Großbritannien, Deutschland und anderswo nicht nur zunehmend attraktive Jobs in Indien, sondern sie verändern auch die indischen Firmen. Traditionell sehr hierarchisch, bürokratisch und autoritär ausgerichtet, bekommen sie durch die Rückkehrer frischen Wind.
"Kultur der Kreativität und Innovation"
Durch Shajid Mohammed etwa: "Der größte Unterschied ist die Kultur, eine Kultur der Kreativität und Innovation, wo man keine Angst hat, Fragen zu stellen, Dinge in Frage zu stellen und zu verändern." Mohammed war gleich nach dem Studium nach Texas gegangen und zwölf lange Jahre geblieben. Als er vor zwei Jahren nach Indien zurückkehrte und bei einer Internetfirma in Hyderabad anfing, schüttelten viele Freunde und Bekannte die Köpfe.
"Tendenziell sagt man hier: geh ins Ausland, verdiene Geld", sagt Mohammed. "Wenn du zurückkommst, bist du verrückt, weil du die Chance vergibst, noch mehr zu verdienen." Doch der Mythos des Billiglohnlandes Indien stimmt längst nicht mehr. Viele Firmen hier haben erkannt, dass sie qualifiziertes Personal nur mit ordentlichen Löhnen halten können. Und dank internationaler Aufträge können sie sich das inzwischen auch leisten.
Gehälter in Indien deutlich gestiegen
"Geld ist für Rückkehrer inzwischen kein Thema mehr", meint A.S. Murthy, Personalchef von Satyam, das mit etwa 20.000 Mitarbeitern einer der indischen Computer-Riesen ist. "Die Rückkehr nach Indien ist attraktiv geworden. Erstens haben sie in den vergangenen 15, 20 Jahren viel Geld im Ausland verdient und zweitens sind die Gehälter in Indien gestiegen.
Auf der Führungsebene haben wir fast aufgeschlossen. Nicht was die Bruttogehälter angeht, aber bei dem, was übrig bleibt."
http://www.tagesschau.de/styles/container/image/style_images_default/0,1307,OID1927758,00.jpg (http://www.tagesschau.de/bildstrecken/0,1203,OID4361340_IMG1927748_HID1927748_POS1_MTB1_ NAV_BAB,00.html) ARD-Hörfunk-Korrespondent Christoph Heinzle
Dennoch leben die Rückkehrer in einem Indien, das immer noch unter Stromausfällen, Wassermangel und Verkehrsinfarkt leidet. Ein Indien, das von Korruption, Ineffizienz und Bürokratie geplagt wird, beklagt der Programmierer Mohammed. "Die Bürokratie ist frustrierend. Und ich mache meinem Ärger auch Luft. Schließlich bin ich Kunde und habe Rechte - auch wenn das hier manchmal nicht anerkannt wird."
Rückkehrer sind hohe Ansprüche gewohnt
Lautstark verlangen zurückkehrende Inder bessere Infrastruktur, besseren Service und moderne Technik. Und sind damit ein nicht zu unterschätzender Faktor für das Entwicklungsland Indien. Die hohen Ansprüche der Rückkehrer kommen am Ende ihren neuen Arbeitsgebern zugute, meint auch Personalvermittler A.K. Menon: "Die Rückkehrer brachten eine gewisse Würze in die indischen Unternehmen, die das sehr nötig hatten, um neuen Kunden zu gewinnen, die alten zu halten und deren Wünsche besser zu erfüllen."
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4361340_REF1,00.html
Ein weiterer (Bevölkerungs-)Riese erwacht?!
Fragt sich nur, woher jetzt für Deutschland die erforderliche qualititive Zuwanderung herkommen soll....